Im Blog „Lehrerzimmer“ von Herrn Rau gibt es einen Artikel über die mangelnde Kostenerstattung bei schulischen Fahrten.
Die dort beschriebene Praxis kenne ich auch aus meiner Zeit am staatlichen Gymnasium. Man hat mir mal den Tipp gegeben, dass man die Fahrt vom Chef anordnen lassen soll, weil sie dann voll bezahlt wird. Ich konnte es aber nicht ausprobieren und jetzt hab ich das Problem nicht mehr. Mein (kirchlicher) Arbeitgeber übernimmt ohne Murren die Fahrtkosten, wenn man den Antrag einreicht. Ich habe bisher schon zwei Abschlussfahrten abgerechnet und immer die Kosten für Fahrt, Unterkunft mit Halbpension, Eintritte (also den Teilnehmerpreis) und das gekürzte (wegen Halbpension) Reisetagegeld bekommen – und das nicht wie früher beim Freistaat nach langer Wartezeit, sondern immer gleich mit der nächsten Gehaltszahlung. So geht auch.

Die zur Zeit in den Medien geführte Diskussion um ein bundeseinheitliches zentrales Abitur, das vor allem von Frau Schavan- Bundesbildungsministerium, Herrn Oettinger – Ministerpräsident von Baden-Württenberg und Herrn Schneider – Kultusminister in Bayern als sinnvolle Maßnahme zur Vergleichbarkeit der Abschlüsse gefordert wird, wirkt auf mich wie sonst die Sommerloch-Füllerei von Hinterbänklern.
Es finden sich einige Befürworter aber auch Gegner wie bei Rheinische Post – online nachzulesen.
Und auch wenn ich persönlich Roland Koch als Politiker sonst nicht sonderlich schätze, freue ich mich über seine klaren Worte gegen diesen meiner Meinung nach unsinnigen Vorschlag in der Frankfurter Rundschau.

Ich finde es zwar höchst bedauerlich, dass ein Schulabschluss in verschiedenen Bundeländern vermutlich verschieden schwer/leicht erreichbar ist, aber ich denke nicht, dass man deshalb ein Bundeszentralabitur bräuchte. Ich denke eher, dass man sich auf einheitliche Standards einigen muss, um dann in den Bundesländern vergleichbare Abschlussprüfungsanforderungen zu haben. So fordert es auch der Deutsche Philologenverband in seiner Pressererklärung zu diesem Thema.
Noch deutlicher wird Prof. Dr. Ullrich Herrmann in seinem Gastkommentar auf bildungsklick.de: „Wir brauchen Standards für Minister!“

Bundesbildungsministerin Anette Schavan hat in der Sonntagsausgabe des Tagesspiegel ein Interview gegeben.
Darin erklärte sie, dass es sinnvoll wäre, dass man sich auf bundesweite transparente Bildungsstandards einigen sollte. Damit wäre der Wechsel von Schülern und Lehrern über Ländergrenzen hinweg einfacher. Zudem wäre es dann möglich, von Schulbüchern eine Bundesausgabe statt verschiedener Länderausgaben anzubieten.
In der Tagessschau hat sie laut einem Artikel bei Bildungsklicke.de ihre Überlegungen dazu noch einmal bestätigt.
Der bayrische Elternverband begrüßt Schavans Blick über den Tellerrand.
Der Verband Bildung und Erziehung in Baden-Württenberg ist gegen „eine verordnete ‚Gleichschaltung‘ aller Schulen in Deutschland“ und fordert die Schulen mehr in ihrer Individualität zu stärken.

Was denkt ein einfacher Lehrer wie ich dazu?
Ich sehe im Föderalismus nicht grundsätzlich ein Problem, wenn man sich auf sinnvolle Grundsätze und Standards geeinigt hat. Schließlich führen verschiedene Wege zum gleichen Ziel.
Wenn man will, dass ein Wechsel für Lehrer leichter wird, müsste man nur die Staatsexamen jeweils voll anerkennen – vielleicht müsste man dazu auch die Mindestanforderungen an die Abschlüsse vereinheitlichen.
Wenn man meint, dass Schüler dann leichter wechseln können, übersieht man, dass viele Probleme auch durch die unterschiedlichen Ferienzeiten entstehen. Damit ist man verschieden weit im jeweiligen Schuljahr. Aber ich denke auch nicht, dass es aus verkehrstechnischen und wirtschaftlichen Gründen sinnvoll ist, wenn ganz Deutschland immer gleichzeitig Ferien hat…
Aus meiner Sicht spricht nichts gegen einheitliche Bundesausgaben bei Schulbüchern. Meist unterscheiden sich die Länderausgaben sowieso kaum. Man könnte durchaus auch Alternativen einbauen, wenn es nötig ist. Ich soll beispielsweise in Bio in der sechsten Klasse Ökosystem Wald oder Wiese behandeln. Da ist jetzt auch beides im Biobuch, sodass man jedes Jahr frei auswählen kann. Man muss nur beibehalten, dass man trotzdem aus verschiedenen Verlagen auswählen darf. Eigentlich müsste die Herstellung der Bücher dann auch billiger werden.

Nachtrag am 9. August:
In den letzten Tagen wurde nur darüber gestritten, ob es ein Eingriff in den Föderalismus ist, wenn man nur noch eine Bücherausgabe hat und völlig am Vorschlag vorbei geredet, dass es unzumutbar ist, wenn man nur noch ein Einheitsbuch für alle hat. Es war nie von Einheitsbuch die Rede, sondern nur von der Abschaffung der jeweiligen Länderausgaben zugunsten jeweils einer Bundesausgabe der heutigen Bücher.
Gegen die neue Diskussion um das Zentralabi und die Schulsamstage kommt dieses Thema aber nicht mehr an und ist damit wohl vom Tisch. Schade eigentlich, denn ich fände es gut, weil ich mir mehr Bücher von verschiedenen Verlagen verspreche, wenn man nur noch eine Ausgabe erstellen muss, die man bundesweit verkaufen kann.

Heute habe ich im BildungsBlog einen interessanten Artikel gelesen: PISA – Das vernichtende Zeugins des deutschen Bildungssystems
Abgesehen davon, dass meiner Meinung nach „vernichtendendes Zeugnis für deutsches Bildungssystem passender wäre, lese ich hier endlich einmal konkrete Zahlen und Fakten, wenn man mit anderen Ländern vergleicht.
„Vielleicht sollte man daher genau jetzt in Deutschland
Verbesserungsvorschläge ausarbeiten, statt wertvolle Zeit durch Formulieren irrationaler Gegenargumente zu verlieren?“ ist der Satz in dem Artikel, der mir am besten gefallen hat. Ich würde aber sagen: …ein sinnvolles Geamtkonzept ausarbeiten, statt nur Verbesserungsvoschläge. Von den sogenannten Verbesserungen durch blinden Aktionismus hatten wir schon genug im „Nach-PISA-Schock“. Dann lieber Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Lieber noch 2-5 Jahre weiterwuschteln und dann planvoll mit einem durchdachten Gesamtkonzept das Schulwesen ganz umgestalten als nächstes Jahr unausgegorene Konzepte umsetzen und dann die nächsten 10 Jahre nachbessern. Auf ein Jahr kommts meiner Meinung nach nicht an, aber darauf, dass man endlich anfängt an allen in Frage kommenden Stellen über Verbesserungen nachzudenken: Einheitliche Bildungsstandards für das ganze Land, Einheitsschule mit innerer Differenzierung (oder weiterhin gegliedertes Schulwesen mit verbesserten Übertrittsmöglichkeiten in beide Richtungen?), besseres Lehrpersonal durch bessere und praxistuaglichere Ausbildung, gezieltere Auswahl und verbesserte Arbeitsbedingungen, weiteres pädagogisches Personal wie Schulpsychologen und Erzieher in ausreichender Menge für individuelle Förderung/Betreuung, bessere technische Ausstattung der Schulen durch bessere Finanzierung….

„Lehrerberuf taugt nicht zur Notnagellösung!“ ist die Überschrift eines Artikels beim Verband Bildung und Erziehung zur Leipziger Erklärung. In dieser haben die Vertreter der DACH-Länder (Deutschland, Österreich, Schweiz) die Mindestanforderungen für eine Lehrerausbildung eingefordert.

Interessant finde ich allerdings auch folgende Passage:
„Da in den kommenden zehn Jahren mindestens jeder dritte Lehrer in Pension gehe, dürfe es weder zu einem gegenseitigen ‚Abkaufen’ von Lehrern in Mangelfächern noch zu einem gegenseitigen Ausspielen von Kolleginnen und Kollegen der Schweiz, Österreichs und Deutschlands kommen, heben die drei Vorsitzenden hervor.“
Ja warum denn nicht? Sonst soll doch auch immer alles der Markt richten. Meine bisherigen Arbeitgeber hat es ja auch nicht gestört, dass man von den vielen arbeitslosen Lehrern schon immer einen Dummen finden konnte, der eine befristeten Vertrag weit weg vom Heimatort ohne Urlaubs- und Weihnachtsgeld angenommen hat oder dass man Referendare nach dem Abschluss in die Arbeitslosigkeit (wegen Beamtenstatus auf Zeit ohne Arbeitslosengeld) entlässt. So konnte man sich die unbefristete Neueinstellung und viel Geld sparen.
Warum sollten in Zukunft nicht die Lehrer den Arbeitgeber mit den besten Angeboten wählen dürfen? Lasst euch was einfallen: Weniger Stunden, kleinere Klasssen, ein richtiger Arbeitsplatz in der Schule, ordentlich renovierte Schulgebäude, eine Sekretärin mehr (die dann statt Lehrern fürs Einsammeln irgendwelcher Zettel zuständig ist), … es gibt viele Möglichkeiten außer dem Gehalt, die eigene Schule attraktiver zu machen.
Aber da machen wir es in Deutschland ja lieber wieder so wie gerade in Baden-Württenberg, dass wir jetzt noch die Leute vergraulen, die gerade mit der Ausbildung fertig sind, obwohl wir sie mit Werbung für den Lehrberuf zu diesem Studium gebracht haben. In Bälde werden dann die Bewerber auch hier knapp sein und man jammert wieder, dass man keine Leute kriegt.
Vielleicht hat das Alles auch Methode, indem man dann fachfremde Leute billiger beschäftigen will…
Jeder Arbeitgeber kriegt das Personal, das er verdient. Wenn der Staat sich zukünftig damit zufrieden geben will, nur noch zweite Wahl zu kriegen, sollte man das auch ehrlich zugeben. Aber sollten uns unsere Kinder nicht mehr wert sein? Für alle Kinderlosen, die sich nicht persönlich betroffen fühlen: Es geht auch um eure Zukunft in Europa, denn die Wirtschaft und die Gesellschaft braucht gut ausgebildete Leute, wenn wir weiterhin Wohlstand haben wollen.

Gerade passend zum vorherigen Eintrag lese ich heute den Artikel (vom 22.06.07) Studie widerlegt Gerede vom „Selektionsdruck“ über eine Untersuchung bei Grundschülern in den Pressemitteilungen beim bpv.
Gut, denke ich mir, als Verband der Gymnasiallehrer musste der bpv schließlich für das gegeliederte Schulssystem sein. So erstaunt die folgende Passage natürlich nicht: „Die Studie bestätigt unsere eigenen Erfahrungen und Überzeugungen. Ein gegliedertes Schulsystem kann die Anforderungen an den Einzelnen am besten anpassen, ohne dass es zu Über- oder Unterforderung kommt. Das wirkt sich positiv auf die Motivation, Selbstwert und Zufriedenheit der Schüler aus“, erklärte Schmidt.
Wirklich erstaunt hat mich aber, dass diese Studie am Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung von einer Einrichtung stammt, die laut dem zitierten Artikel sonst eher gegen das gegliederte Schulwesen in der heutigen Form ist.

Damit halten wir also für heute fest, dass die Schüler bei uns mit der gegliederten Schule zufrieden sind. Das war bei den Finnen mit der Art Gesamtschule anders, wenn ich mich so an die Artikel erinnere, die ich gelesen habe. Dafür sind die Leistungen in Finnland bei PISA und die Abiturientenquoten höher. Vielleicht sind die Finnen ja unzufriedener, weil man dort mehr gefordert wird während man individuell gefördert wird. Und hier ist man zufrieden, weil man in einer homogeneren Gruppe leichter mitschwimmen kann…

Im SZ- Magazin der Freitagsausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 14.06.07 befindet sich der Artikel Klassenkampf, in dem die Übertrittszeugnisproblematik in einer vierten Klasse im München beschrieben wird.
Natürlich sehe ich es mit Bedauern, wenn man die armen Kinder so früh unter den Leistungsdruck setzt. Ich kenne aber als Lehrer an einer Realschule und vorher am Gymnasium aber auch den Unterschied der Schüler dieser beiden Schularten und weiß, dass es durchaus auch Vorteile hat, wenn man leistungsfähige Kinder bereits ab der fünften Klasse fördern kann, indem man anspruchsvollere Aufgaben stellt.
Ich sehe aber leider auch immer wieder, dass Kinder auf die falsche Schule geschickt werden. Dummerweise sind Eltern dann meist „beratungsresistent“ und quälen ihre Kinder so lange durch die falsche Schule bis es schulrechtlich nicht mehr länger geht. Lieber ein unglücklicher Gymnasiast als ein zufriedener Realschüler… Das Kind wird nur von den Lehrern falsch behandelt und deshalb mache ich auch der Schule Druck, weil eben nicht sein kann, was nicht sien darf. Ein Kollege hat es mal so formuliert: „Aufs Gymnasium sollen nur geeignete und begabte Kinder – und meins“. Es haben aber auch schon Eltern abgewunken, denen ich einen Wechsel von der Realschule ans Gymnasium empfohlen hatte.

Vielleicht ist es wirklich falsch, wenn wir die Kinder so früh auf verschiedene Schularten verteilen, aber im derzeitigen System meiner Meinung nach die sinnvollste Variante. Für Kinder, die auf dem falschen Schultyp sind, gibt es immer wieder Möglichkeiten zum Umstieg – auch nach oben. Vielleicht sollte man einfach die freie Schulwahl einführen und dazu zur Not eine Probezeit oder Aufnahmeprüfung. Andererseits ist das Nichtbestehen der Aufnahmeprüfung oder Probezeit sicher auch sehr belastend und die Prüfungs-/Bewährungszeit sicher auch.
Im derzeitigen System sehe ich mich jedenfalls nicht in der Lage eine noch stärkere Streuung durch innere Differenzierung im Unterricht aufzufangen. Schließlich muss ich allein 30 Schüler unterrichten, den vielen Papierkram eines deutschen Lehrers erledigen und die vielen Vorschriften für die Schule beachten. Daran ist meiner Meinung nach auch die Gesamtschule in Deutschland gescheitert. Man wollte alle Kinder in eine Schule tun, aber sonst möglichst wenig verändern. Andere Länder mit längerer gemeinsamer Zeit betreiben eine viel größere Differenzierung der Schüler innerhalb dieser Schule. Dazu braucht man aber mehr Zeit pro Schüler und Stunde als sie mir derzeit zur Verfügung steht.

in Die Zeit gab es unter dem Titel „Das Geld versickert“ ein Interwiew mit Ludger Wößmann, dem -laut Wirtschaftswoche – Deutschlands führenden Bildungsökonomen.

Einige Gedanken finde ich ja richtig gut. Ich finde auch, dass die Wirtschaft kapieren sollte, dass man in Bildung investieren muss, wenn man quailfizierte Kräfte haben will. Dabei denke ich aber eher an Lehrstellen und Praktikumsmöglichkeiten. Ich denke auch, dass mehr Geld nicht automatisch zu besseren Ergebnissen führt, weil das Geld nicht unbedingt sinnvoll eingesetzt wird. Auch die Idee, den Schulen mehr Autonomie zu geben (Personalauswahl, Mittelverwaltung) und nur Ziele vorzugeben und dann die Ergebnisse zu bewerten sind wie die leistungsgerechte Bezahlung für Lehrer ein guter Ansatz. Ich freue mich auch, dass er zwar für längere gemeinsame Schulzeiten plädiert, aber gleichzeitig klarstellt, dass der Gesamtschulansatz -wie er in Deutschland praktiziert wird- keine sinnvolle Lösung ist.
Ich glaube jedoch nicht, dass kleinere Lerngruppen so wenig Einfluss auf das Lernen haben, wie er behauptet und das Gegenargument mal schnell mit „in einzelnen Fällen ja, aber nicht im Durchschnitt“ vom Tisch zu wischen versucht. Ich glaube auch nicht, dass die Schulen nur dadurch besser sind, nur weil privat betrieben werden – dazu arbeite ich jetzt zu lange an einer kirchlichen Privatschule. Wir haben es derzeit nur deshalb leichter, weil wir Personal und Kinder aussuchen können und weil der Bischof etwas weniger knausert als der Finanzminister.

Und dann komme ich mal wieder zur Gretchenfrage: Wie will man den Erfolg messen?
Leider sind unsere Schüler äußerst unterschiedlich begabt und sozialisiert. Wie will man da mit vertretbarem Aufwand den Erfolg der Bildungsarbeit messen. Ich kann eben nicht nur Abbrecherquoten oder Bestehensquoten oder Abschlussschnitte oder dergleichen nehmen. Eine Schule mit einer schwierigen Klientel wäre da benachteiligt. Wenn man aber die Schüler aussuchen darf, um hier gleiche Voraussetzungen zu schaffen, nimmt bald keiner mehr die schlechteren Schüler. Ähnlich schwer zu beurteilen ist Unterrichtsqualität.
Ich fürchte, dass sich manche Dinge bei Bildung nicht so einfach lösen lassen wie in Firmen. Schließlich geht es hier um verschiedenste Menschen, deren persönliches Lebensglück und Zukunftschancen. Der Markt hierfür ist schwer zu durchschauen und die Effekte sind zwar sehr nachhaltig, aber treten erst mit sehr großer Verzögerung auf.

in der Süddeutschen Zeitung gibt es einen Artikel über die Arbeitszeitbelastung der Lehrer. Die im Artikel erwähnte Studie kommt auf 52 Wochenstunden. Wenn man dann die Ferien als Freizeitausgleich nimmt, liegt man immer noch über der 42h-Woche anderer Beschäftigen im öffentlichen Dienst in derselben Gehaltsgruppe und die zahlen aber nicht auch noch vom Nettogehalt große Teile ihres Arbeitsmaterials und ihren benötigten Heimarbeitsplatz.
Ich selbst kam bei der Abschätzung meiner persönlichen Arbeitszeit übrigends auf 59 Stunden pro Unterrichtswoche, wenn ich die Ferien als freie Tage rechne. Ich arbeitete aber kaum wirklich diese 59 Stunden pro Woche, weil ich stattdessen lieber in den Ferien arbeite und es dafür während der Schulzeit leichter habe. Außer in den Sommerferien habe ich so eigentlich immer vier bis sechs Tage für die Schule zu tun. Dafür bleibt mir in den Schulwochen ein freier Tag (meist Samstag oder seltenter Sonntag) und jeden Tag etwas Zeit für meine Familie.
Zur Abschätzung gibt es ein Exel-Formular beim Philologenverband, in das man die Werte eintragen kann. Meine Schätzwerte sind sogar eher untere Grenzwerte, denn bei ca. 30 Minuten durchschnittlicher Korrekturzeit (in die Hand nehmen bis Herausgabefertig ablegen und Punkteliste/Notenliste führen) pro Chemieschulaufgabe muss man sich schon ranhalten, wenn man ordentlich und transparent korrigiert und 25 Minuten für die Vorbereitung einer Unterrichtsstunde sind auch erst dann zu schaffen, wenn man manche Stunden wegen Parallelklassen doppelt nutzen kann. Problem ist bei der Studie aber wirklich, dass sie dadurch angreifbar wird, weil sie auf Selbstauskünften beruht und weil die Streuung sehr groß sein dürfte. Insgesamt ist es jedenfalls zu viel und so kann ich mich der Forderung der Lehrerverbände nur anschließen: Runter mit den Pflichtstundenzahlen. Ich würde sie aber dahingehend erweitern: Gebt vermehrt Anrechnungsstunden für die anderen Tätigkeiten, die man den Lehrern so gibt, dass sich die Übernahme der Tätigkeiten auch lohnt. z.B.: täglich Vertretungsplan machen = eine Stunde weniger unterrichten…
Bitte verlangt keine Buchführung für die Stunden, sondern ermitteln sinnvolle Pauschalen. Nicht weil ich Angst hätte, dass weniger bei mir rauskommt, sondern weil ich hier wieder zusätzliche Arbeit habe, die mich von meinem eigentlichen Job abhält: Schülern in meinen Fächern was beizubringen und sie auf dem Weg zu selbständigen Erwachsenen zu unterstützen.

Wie ich dem Artikel Die Ja-Aber-Schule in Die Zeit entnehmen konnte schafft Hamburg das dreigliedrige Schulsystem ab. Es gibt in Zukunft nur noch Gymnasium und eine Stadtteilschule, auf der – je nach Leistungsfähigkeit und Ausbildungsdauer- alle anderen Abschlüss und Abi (dann in 13 Jahren statt 12 am Gymnsium) erworben werden können.
Die Idee mit den Gesamtschulen ist ja nicht schlecht, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass das Niveau eher schlechter wird, wenn man nur eine gemischtere Gruppe hat, aber sich sonst wenig an individuellen Fördermaßnahmen für die Schüler einfallen lässt und aus Spargründen große Klassen bildet.
Solange man aber weiterhin die Sortierung Gymnasium oder andere Schule am Ende der Grundschule vornimmt, wird sich aus meiner Sicht doch am Druck auf die Grundschule und deren Lehrkräfte bei den Übertrittszeugnbissen sowie die Prognosesicherheit für die weitere Schullaufbahn wenig ändern. Die Durchlässigkeit zwischen Gymnasium und Stadtteilschule dürfte aber geringer sein als bisher zwischen den Schularten, sodass diese Entscheidung noch wichtiger wird.
Wenn aber nun die „Problemfälle“ aus den bisherigen Hauptschulen an die Stadtteilschulen gehen, werden die bisherigen Realschüler-Eltern vielleicht verstärkt versuchen, ihre Kinder am Gymnasium unterzubringen – die bisherigen Gymnasiasten-Eltern sowieso. Damit kriegt aber aus meiner Sicht auch nur das Gymnasium neue Probleme und die Probleme von Haupschule und Realschule bleiben ungelöst – nur sie heißen halt jetzt anders.
Oder wie es im Zeit-Artikel am Ende so schön geschrieben steht: „Die Begründungen für ein zweigliedriges System sind noch schwächer, als es die für das dreigliedrige je waren. Und das merken natürlich die Leute. Für sie wird es darauf hinauslaufen, dass es die bessere Schule gibt, die schon bald auch die Schule der Mehrheit sein wird, und die schlechtere Schule, die nicht mal mehr die der Mehrheit ist. Wird die neue Stadtteilschule gegen den Makel, nur die zweitbeste Lösung zu sein, ankommen, selbst wenn man sie mit den besten Programmen und mehr Ressourcen ausstattet? Wird sie nicht von Anfang an in die Fußstapfen der Hauptschule treten und bald als die neue Verliererschule gemieden werden?“