Artikel „Klassenkampf“ im SZ-Magazin

Im SZ- Magazin der Freitagsausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 14.06.07 befindet sich der Artikel Klassenkampf, in dem die Übertrittszeugnisproblematik in einer vierten Klasse im München beschrieben wird.
Natürlich sehe ich es mit Bedauern, wenn man die armen Kinder so früh unter den Leistungsdruck setzt. Ich kenne aber als Lehrer an einer Realschule und vorher am Gymnasium aber auch den Unterschied der Schüler dieser beiden Schularten und weiß, dass es durchaus auch Vorteile hat, wenn man leistungsfähige Kinder bereits ab der fünften Klasse fördern kann, indem man anspruchsvollere Aufgaben stellt.
Ich sehe aber leider auch immer wieder, dass Kinder auf die falsche Schule geschickt werden. Dummerweise sind Eltern dann meist „beratungsresistent“ und quälen ihre Kinder so lange durch die falsche Schule bis es schulrechtlich nicht mehr länger geht. Lieber ein unglücklicher Gymnasiast als ein zufriedener Realschüler… Das Kind wird nur von den Lehrern falsch behandelt und deshalb mache ich auch der Schule Druck, weil eben nicht sein kann, was nicht sien darf. Ein Kollege hat es mal so formuliert: „Aufs Gymnasium sollen nur geeignete und begabte Kinder – und meins“. Es haben aber auch schon Eltern abgewunken, denen ich einen Wechsel von der Realschule ans Gymnasium empfohlen hatte.

Vielleicht ist es wirklich falsch, wenn wir die Kinder so früh auf verschiedene Schularten verteilen, aber im derzeitigen System meiner Meinung nach die sinnvollste Variante. Für Kinder, die auf dem falschen Schultyp sind, gibt es immer wieder Möglichkeiten zum Umstieg – auch nach oben. Vielleicht sollte man einfach die freie Schulwahl einführen und dazu zur Not eine Probezeit oder Aufnahmeprüfung. Andererseits ist das Nichtbestehen der Aufnahmeprüfung oder Probezeit sicher auch sehr belastend und die Prüfungs-/Bewährungszeit sicher auch.
Im derzeitigen System sehe ich mich jedenfalls nicht in der Lage eine noch stärkere Streuung durch innere Differenzierung im Unterricht aufzufangen. Schließlich muss ich allein 30 Schüler unterrichten, den vielen Papierkram eines deutschen Lehrers erledigen und die vielen Vorschriften für die Schule beachten. Daran ist meiner Meinung nach auch die Gesamtschule in Deutschland gescheitert. Man wollte alle Kinder in eine Schule tun, aber sonst möglichst wenig verändern. Andere Länder mit längerer gemeinsamer Zeit betreiben eine viel größere Differenzierung der Schüler innerhalb dieser Schule. Dazu braucht man aber mehr Zeit pro Schüler und Stunde als sie mir derzeit zur Verfügung steht.