Gerade passend zum vorherigen Eintrag lese ich heute den Artikel (vom 22.06.07) Studie widerlegt Gerede vom „Selektionsdruck“ über eine Untersuchung bei Grundschülern in den Pressemitteilungen beim bpv.
Gut, denke ich mir, als Verband der Gymnasiallehrer musste der bpv schließlich für das gegeliederte Schulssystem sein. So erstaunt die folgende Passage natürlich nicht: „Die Studie bestätigt unsere eigenen Erfahrungen und Überzeugungen. Ein gegliedertes Schulsystem kann die Anforderungen an den Einzelnen am besten anpassen, ohne dass es zu Über- oder Unterforderung kommt. Das wirkt sich positiv auf die Motivation, Selbstwert und Zufriedenheit der Schüler aus“, erklärte Schmidt.
Wirklich erstaunt hat mich aber, dass diese Studie am Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung von einer Einrichtung stammt, die laut dem zitierten Artikel sonst eher gegen das gegliederte Schulwesen in der heutigen Form ist.

Damit halten wir also für heute fest, dass die Schüler bei uns mit der gegliederten Schule zufrieden sind. Das war bei den Finnen mit der Art Gesamtschule anders, wenn ich mich so an die Artikel erinnere, die ich gelesen habe. Dafür sind die Leistungen in Finnland bei PISA und die Abiturientenquoten höher. Vielleicht sind die Finnen ja unzufriedener, weil man dort mehr gefordert wird während man individuell gefördert wird. Und hier ist man zufrieden, weil man in einer homogeneren Gruppe leichter mitschwimmen kann…

Im SZ- Magazin der Freitagsausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 14.06.07 befindet sich der Artikel Klassenkampf, in dem die Übertrittszeugnisproblematik in einer vierten Klasse im München beschrieben wird.
Natürlich sehe ich es mit Bedauern, wenn man die armen Kinder so früh unter den Leistungsdruck setzt. Ich kenne aber als Lehrer an einer Realschule und vorher am Gymnasium aber auch den Unterschied der Schüler dieser beiden Schularten und weiß, dass es durchaus auch Vorteile hat, wenn man leistungsfähige Kinder bereits ab der fünften Klasse fördern kann, indem man anspruchsvollere Aufgaben stellt.
Ich sehe aber leider auch immer wieder, dass Kinder auf die falsche Schule geschickt werden. Dummerweise sind Eltern dann meist „beratungsresistent“ und quälen ihre Kinder so lange durch die falsche Schule bis es schulrechtlich nicht mehr länger geht. Lieber ein unglücklicher Gymnasiast als ein zufriedener Realschüler… Das Kind wird nur von den Lehrern falsch behandelt und deshalb mache ich auch der Schule Druck, weil eben nicht sein kann, was nicht sien darf. Ein Kollege hat es mal so formuliert: „Aufs Gymnasium sollen nur geeignete und begabte Kinder – und meins“. Es haben aber auch schon Eltern abgewunken, denen ich einen Wechsel von der Realschule ans Gymnasium empfohlen hatte.

Vielleicht ist es wirklich falsch, wenn wir die Kinder so früh auf verschiedene Schularten verteilen, aber im derzeitigen System meiner Meinung nach die sinnvollste Variante. Für Kinder, die auf dem falschen Schultyp sind, gibt es immer wieder Möglichkeiten zum Umstieg – auch nach oben. Vielleicht sollte man einfach die freie Schulwahl einführen und dazu zur Not eine Probezeit oder Aufnahmeprüfung. Andererseits ist das Nichtbestehen der Aufnahmeprüfung oder Probezeit sicher auch sehr belastend und die Prüfungs-/Bewährungszeit sicher auch.
Im derzeitigen System sehe ich mich jedenfalls nicht in der Lage eine noch stärkere Streuung durch innere Differenzierung im Unterricht aufzufangen. Schließlich muss ich allein 30 Schüler unterrichten, den vielen Papierkram eines deutschen Lehrers erledigen und die vielen Vorschriften für die Schule beachten. Daran ist meiner Meinung nach auch die Gesamtschule in Deutschland gescheitert. Man wollte alle Kinder in eine Schule tun, aber sonst möglichst wenig verändern. Andere Länder mit längerer gemeinsamer Zeit betreiben eine viel größere Differenzierung der Schüler innerhalb dieser Schule. Dazu braucht man aber mehr Zeit pro Schüler und Stunde als sie mir derzeit zur Verfügung steht.

in Die Zeit gab es unter dem Titel „Das Geld versickert“ ein Interwiew mit Ludger Wößmann, dem -laut Wirtschaftswoche – Deutschlands führenden Bildungsökonomen.

Einige Gedanken finde ich ja richtig gut. Ich finde auch, dass die Wirtschaft kapieren sollte, dass man in Bildung investieren muss, wenn man quailfizierte Kräfte haben will. Dabei denke ich aber eher an Lehrstellen und Praktikumsmöglichkeiten. Ich denke auch, dass mehr Geld nicht automatisch zu besseren Ergebnissen führt, weil das Geld nicht unbedingt sinnvoll eingesetzt wird. Auch die Idee, den Schulen mehr Autonomie zu geben (Personalauswahl, Mittelverwaltung) und nur Ziele vorzugeben und dann die Ergebnisse zu bewerten sind wie die leistungsgerechte Bezahlung für Lehrer ein guter Ansatz. Ich freue mich auch, dass er zwar für längere gemeinsame Schulzeiten plädiert, aber gleichzeitig klarstellt, dass der Gesamtschulansatz -wie er in Deutschland praktiziert wird- keine sinnvolle Lösung ist.
Ich glaube jedoch nicht, dass kleinere Lerngruppen so wenig Einfluss auf das Lernen haben, wie er behauptet und das Gegenargument mal schnell mit „in einzelnen Fällen ja, aber nicht im Durchschnitt“ vom Tisch zu wischen versucht. Ich glaube auch nicht, dass die Schulen nur dadurch besser sind, nur weil privat betrieben werden – dazu arbeite ich jetzt zu lange an einer kirchlichen Privatschule. Wir haben es derzeit nur deshalb leichter, weil wir Personal und Kinder aussuchen können und weil der Bischof etwas weniger knausert als der Finanzminister.

Und dann komme ich mal wieder zur Gretchenfrage: Wie will man den Erfolg messen?
Leider sind unsere Schüler äußerst unterschiedlich begabt und sozialisiert. Wie will man da mit vertretbarem Aufwand den Erfolg der Bildungsarbeit messen. Ich kann eben nicht nur Abbrecherquoten oder Bestehensquoten oder Abschlussschnitte oder dergleichen nehmen. Eine Schule mit einer schwierigen Klientel wäre da benachteiligt. Wenn man aber die Schüler aussuchen darf, um hier gleiche Voraussetzungen zu schaffen, nimmt bald keiner mehr die schlechteren Schüler. Ähnlich schwer zu beurteilen ist Unterrichtsqualität.
Ich fürchte, dass sich manche Dinge bei Bildung nicht so einfach lösen lassen wie in Firmen. Schließlich geht es hier um verschiedenste Menschen, deren persönliches Lebensglück und Zukunftschancen. Der Markt hierfür ist schwer zu durchschauen und die Effekte sind zwar sehr nachhaltig, aber treten erst mit sehr großer Verzögerung auf.

in der Süddeutschen Zeitung gibt es einen Artikel über die Arbeitszeitbelastung der Lehrer. Die im Artikel erwähnte Studie kommt auf 52 Wochenstunden. Wenn man dann die Ferien als Freizeitausgleich nimmt, liegt man immer noch über der 42h-Woche anderer Beschäftigen im öffentlichen Dienst in derselben Gehaltsgruppe und die zahlen aber nicht auch noch vom Nettogehalt große Teile ihres Arbeitsmaterials und ihren benötigten Heimarbeitsplatz.
Ich selbst kam bei der Abschätzung meiner persönlichen Arbeitszeit übrigends auf 59 Stunden pro Unterrichtswoche, wenn ich die Ferien als freie Tage rechne. Ich arbeitete aber kaum wirklich diese 59 Stunden pro Woche, weil ich stattdessen lieber in den Ferien arbeite und es dafür während der Schulzeit leichter habe. Außer in den Sommerferien habe ich so eigentlich immer vier bis sechs Tage für die Schule zu tun. Dafür bleibt mir in den Schulwochen ein freier Tag (meist Samstag oder seltenter Sonntag) und jeden Tag etwas Zeit für meine Familie.
Zur Abschätzung gibt es ein Exel-Formular beim Philologenverband, in das man die Werte eintragen kann. Meine Schätzwerte sind sogar eher untere Grenzwerte, denn bei ca. 30 Minuten durchschnittlicher Korrekturzeit (in die Hand nehmen bis Herausgabefertig ablegen und Punkteliste/Notenliste führen) pro Chemieschulaufgabe muss man sich schon ranhalten, wenn man ordentlich und transparent korrigiert und 25 Minuten für die Vorbereitung einer Unterrichtsstunde sind auch erst dann zu schaffen, wenn man manche Stunden wegen Parallelklassen doppelt nutzen kann. Problem ist bei der Studie aber wirklich, dass sie dadurch angreifbar wird, weil sie auf Selbstauskünften beruht und weil die Streuung sehr groß sein dürfte. Insgesamt ist es jedenfalls zu viel und so kann ich mich der Forderung der Lehrerverbände nur anschließen: Runter mit den Pflichtstundenzahlen. Ich würde sie aber dahingehend erweitern: Gebt vermehrt Anrechnungsstunden für die anderen Tätigkeiten, die man den Lehrern so gibt, dass sich die Übernahme der Tätigkeiten auch lohnt. z.B.: täglich Vertretungsplan machen = eine Stunde weniger unterrichten…
Bitte verlangt keine Buchführung für die Stunden, sondern ermitteln sinnvolle Pauschalen. Nicht weil ich Angst hätte, dass weniger bei mir rauskommt, sondern weil ich hier wieder zusätzliche Arbeit habe, die mich von meinem eigentlichen Job abhält: Schülern in meinen Fächern was beizubringen und sie auf dem Weg zu selbständigen Erwachsenen zu unterstützen.

Wie ich dem Artikel Die Ja-Aber-Schule in Die Zeit entnehmen konnte schafft Hamburg das dreigliedrige Schulsystem ab. Es gibt in Zukunft nur noch Gymnasium und eine Stadtteilschule, auf der – je nach Leistungsfähigkeit und Ausbildungsdauer- alle anderen Abschlüss und Abi (dann in 13 Jahren statt 12 am Gymnsium) erworben werden können.
Die Idee mit den Gesamtschulen ist ja nicht schlecht, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass das Niveau eher schlechter wird, wenn man nur eine gemischtere Gruppe hat, aber sich sonst wenig an individuellen Fördermaßnahmen für die Schüler einfallen lässt und aus Spargründen große Klassen bildet.
Solange man aber weiterhin die Sortierung Gymnasium oder andere Schule am Ende der Grundschule vornimmt, wird sich aus meiner Sicht doch am Druck auf die Grundschule und deren Lehrkräfte bei den Übertrittszeugnbissen sowie die Prognosesicherheit für die weitere Schullaufbahn wenig ändern. Die Durchlässigkeit zwischen Gymnasium und Stadtteilschule dürfte aber geringer sein als bisher zwischen den Schularten, sodass diese Entscheidung noch wichtiger wird.
Wenn aber nun die „Problemfälle“ aus den bisherigen Hauptschulen an die Stadtteilschulen gehen, werden die bisherigen Realschüler-Eltern vielleicht verstärkt versuchen, ihre Kinder am Gymnasium unterzubringen – die bisherigen Gymnasiasten-Eltern sowieso. Damit kriegt aber aus meiner Sicht auch nur das Gymnasium neue Probleme und die Probleme von Haupschule und Realschule bleiben ungelöst – nur sie heißen halt jetzt anders.
Oder wie es im Zeit-Artikel am Ende so schön geschrieben steht: „Die Begründungen für ein zweigliedriges System sind noch schwächer, als es die für das dreigliedrige je waren. Und das merken natürlich die Leute. Für sie wird es darauf hinauslaufen, dass es die bessere Schule gibt, die schon bald auch die Schule der Mehrheit sein wird, und die schlechtere Schule, die nicht mal mehr die der Mehrheit ist. Wird die neue Stadtteilschule gegen den Makel, nur die zweitbeste Lösung zu sein, ankommen, selbst wenn man sie mit den besten Programmen und mehr Ressourcen ausstattet? Wird sie nicht von Anfang an in die Fußstapfen der Hauptschule treten und bald als die neue Verliererschule gemieden werden?“

Da ist der Traum eines ehemaligen Lehrers von mir in Hessen doch glatt in Erfüllung gegangen. Er wollte immer das Chaos miterleben, dass am Abitag die Abiturangabe für das Zentralabitur bereits in der Zeitung abgedruckt ist….
Jetzt scheint in Hessen mit den neuen zentalen Abschlussprüfungen für die Realschulen fast genau das passiert zu sein: Laut Berichten wie hier bei Spiegel.de waren die wirklichen Aufgaben den vorab veröffentlichten Testaufgaben so ähnlich, dass die Schüler zunächst an einen Scherz glauben mussten.
Beim Spiegel heißt es dazu: „Große Ähnlichkeit mit dem tatsächlichen Test hatte nicht nur die erste Multiple-choice-Aufgabe, bei der die Schüler Fragen zu einer Lautsprecherdurchsage beantworten sollten. Auch der Übersetzungstest und ein Lückentext zur Grammatik waren nur minimal verändert worden.“
Das Hessische Kultusministerium meint dazu: (Quelle ebenfalls Spiegel.de)
„Bei den diesjährigen zentralen Abschlussprüfungen für die hessischen Realschülerinnern und -schüler ist es im Fach Englisch zu einer geringfügigen Überschneidung zwischen den vorab veröffentlichten Übungsaufgaben und den Prüfungsaufgaben gekommen. Wir werden sicherstellen, dass sich dieser Vorgang nicht wiederholen wird.“

Da stellt sich mir persönlich allerdings schon die Frage, ob man wirklich so schlecht organisiert ist, dass sowas passiert (peinlich!) oder ob man vielleicht Angst hatte, dass sonst die Ergebnisse bei der neuen zentralen Abschlussprüfung zu schlecht wären (richtig peinlich!). Eigentlich wollte man ja Vergleichbarkeit und Qualitätssicherung damit erreichen…
Ich kenne diese Problematik sonst nur von Kollegen, die zu faul sind, neue Aufgaben zu entwerfen und immer wieder alte Prüfungen nehmen. Das nutzen manche Schüler dann, um sich mit den alten Prüfungen vorzubereiten. Eine ähnliche Taktik kenne ich auch von Leuten, die schlechten Unterricht machen und z.B.: die Matheschulaufgabe schon mal mit anderen Zahlen im Unterricht durcharbeiten, damit der Schnitt gut wird und sich keiner beschwert.

Auf der Seite TeachersNews.net kann man gerade die Glosse Frischer Wind von Gabriele Frydrych lesen. Viele kennen vielleicht auch ihre Glossen aus Süddeutschen Zeitung, die dort immer mal wieder auf der Bildungsseite aufgetaucht sind. Ich persönlich habe ihre Glossen in den Büchern „Du hast es gut“ und „Dafür hast du also Zeit“ sehr genossen. Als Lehrer weiß man allerdings, dass die Realität oft noch härter ist als in der besten Glosse.
Letztes Jahr war ein Prüfungstext in der Realschul-Abschlussprüfung von ihr. Mit meinem Bericht im Blog Kellernews habe ich dabei ihr Interesse geweckt.

„Ein Sechstel Markenturnschuh kostet so viel wie ein neues Schulbuch.“ „Ein Viertel Markenjeans kostet so viel wie ein neues Schulbuch.“ „Ein halbes Geweih kostet so viel wie fünf neue Schulbücher.“ Das sind die Plakate zur Aktion „eigenes Schulbuch“, die man auch unter www.eigenes-schulbuch.de bewundern kann.
Auslöser für die Aktion ist der Beschluss der Länder Hamburg und Niedersachsen, künftig Schülbücher nur noch gegen Gebühr auszuleihen. Nur über die Sozialklausel kann man Bücher künftig noch kostenlos von der Schule bekommen. Dei anderen Bücher kosten pro Exemplar einen bestimmten Betrag, der vom Buchpreis abhängt. Ich finde das wenigstens ehrlich. Natürlich sehen das die betroffenen Eltern anders: Initiative Eltern gegen Büchergeld
In Bayern haben wir auch ein Büchergeld, aber hier muss jeder eine Pauschale bezahlen, egal wie viele Bücher er leihen will und sich befreien lassen ist auch nicht ganz einfach. Informationen gibts beim Bayrischen Rundfunk unter br-online.de/wissen
Wie sich mittlerweile gezeigt hat, kostet die bayrische Lösung viel Geld in der Verwaltung, sodass nur ein Teil der Einnahmen zusätzlich für Bücher verwendet werden kann.

Meiner Meinung nach sollte man überlegen, ob man im Sinne der Bildungsgerechtigkeit nicht besser ganz auf solche Zusatzsteuern wie Kopiergeld, Büchergeld usw. verzichtet. Bildung kostet Geld, aber schlecht ausgebildete Kinder werden Erwachsene mit schlechten Berufsaussichten. Das kostet wahrscheinlich viel mehr. Vielleicht wäre es sinnvoller, wenn man Eltern dadurch fördert, dass man die Kindergartengebühr, die Schulkosten usw. komplett aus Steuermitteln finanziert, statt Kindergeld und Zuschüsse zu zahlen und dann diese ganzen Gebühren zu erheben. Schließlich kosten alle Zahlungen und Gebühren auch Verwaltungsaufwand, den man sich dann sparen kann. Später spart man dann vielleicht auch noch Zahlungen und Verwaltungskosten bei der Unterstützung der schlecht ausgebildeten Arbeitslosen.

Vermutlich ist es bei der Förderung der Jungen und Mädchen wie immer im Leben: Die Mischung und Abwechslung machts. In Koeduktation lernen sie den selbstverständlichem Umgang mit dem anderen Geschlecht, aber reine Jungenklassen würden besser Sprachen lernen. Nachdem auch die Mädels in Mädchenklassen besser in den Naturwissenschaften und Mathe lernen, wäre es vielleicht zu überlegen, ob man nicht nur für Sport und Religion getrennte Gruppen bildet.

Diese Erkenntnisse sind immerhin bei wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt worden:
„Für die Mädchen kann sich der getrennte Unterricht durchaus auszahlen. Bleiben sie zum Beispiel im Physikunterricht unter sich, steigt ihre Überzeugung, eine Begabung für das Fach zu haben – eine wichtige Voraussetzung für höhere Lernleistungen. Die Geschlechterkonkurrenz spielt keine Rolle mehr. »Die Mädchen vergessen, dass sie Mädchen sind«, sagt Ursula Kessels von der Freien Universität Berlin.
Eine noch unveröffentlichte Untersuchung des Heidelberger Pädagogen Marc Böhmann legt nahe, dass Gleiches für Jungen gilt. Er beschäftigte sechs Hauptschulklassen – mal gemischt, mal getrennt – mit Literatur. Das Ergebnis: Ohne feminine Ablenkung konzentrierten sich die Jungen besser auf die Bücher, äußerten sich häufiger zu literarischen Figuren. Kaspereien und Machogehabe gingen zurück, das Lernklima verbesserte sich. »Einige Jungen waren wie umgepolt«, sagt Böhmann. Auch bei den Lehrern führte das monoedukative Lehren zu einer »bewussteren Haltung im Umgang mit den Geschlechtern«. Im Jungenunterricht wählten sie häufiger kürzere Texte mit Abenteuercharakter und männlichen Hauptfiguren.“ Quelle: Artikel: Die Krise der Kleinen Männer in Die Zeit

Es bleibt damit nur ein Problem: Wenn man die Klassen nur fächerweise trennt, um die positiven Auswirkungen der Koeduktaion zu erhalten, braucht man mehr Lehrerstunden und damit mehr Geld. Spätestens daran wirds dann wieder scheitern. Denn wenn ich bisher eine Erfahrung als Lehrer machen musste, dann dass nicht möglich ist, etwas zu verbessern, wenn es dadurch wesentlich teurer wird.

Wieder einmal geht es in der Presse um die Jungen als Schüler, die es nicht hinbekommen. Auslöser für meinen Blog ist der Artikel „Die Krise der Kleinen Männer“ in Die Zeit.
Als junger Vater eines kleinen Jungen freue ich mich natürlich über diesen Teil aus dem Zeit-Artikel: „Statistisch gesehen, müssen sich Eltern auf Ärger einstellen, wenn es bei der Geburt heißt: »Es ist ein Junge.« Denn egal, ob Schreibabys oder Zappelphilipps, Legastheniker oder Computerjunkies, Söhne beschäftigen die pädagogischen Beratungsstellen weit stärker als Töchter“.
Später im Artikel wird dann auch noch ein Problem angesprochen, das ich auch schon seit längerem bedenklich finde: „»Kinder in Kitas brauchen Männer«, sagt Holger Brandes, Direktor des Instituts für Frühkindliche Bildung an der Evangelischen Hochschule in Dresden. Erzieher würden gelassener reagieren, beim Toben später eingreifen und damit den Interessen von Jungen eher entgegenkommen. Die typische Kita aber ist weiblich. Bücher, Spielzeuge und Räume seien eher auf Mädchen ausgerichtet, sagt Sascha Denzel.“ Und im nächsten Absatz:
„Verschlechtert die weibliche Übermacht in Kita und Schule die Chancen der Jungen? Eine Studie der Berliner Pädagogikprofessorin Renate Valtin stützt diesen Verdacht. Jungen erhielten bei gleicher Leistung in Deutsch und Sachkunde im Schnitt schlechtere Zensuren als Mädchen, hat Valtin ermittelt. Beim Diktateschreiben machen Jungen weniger Fehler, wenn Begriffe wie Ritter, Dinosaurier oder Fußball auftauchen – doch solche »Jungenwörter« kommen in orthografischen Tests seltener vor.“

Na da haben wir ja endlich den Grund – einfach mehr Rücksicht auf die Jungs nehmen und mehr Jungenthemen in der Schule (vorsicht Ironie!!!).
Natürlich ist es unbestritten, dass Kinder und vor allem Jungs auch männliche Vorbilder brauchen. Das große Problem der weiblichen Kinderbetreuung ist vielleicht aber auch nur deshalb so groß, weil viele Kinder NUR noch in der Betreuungseinrichtung auf ein männliches Vorbild treffen könnten. Daheim gibts nämlich keines, weil der Vater zwar ein Erzeuger ist ist, aber seine Vaterpflichten mit der Finanzierung der Familie bereits erfüllt sind, oder weil der Vater es vorgezogen hat, sich eine neue Partnerin ohne die lästige Verpflichtung mit dem Kind zu suchen oder aber weil die Mutter im Zeitalter der Emanzipation nicht an einer Beziehung arbeiten wollte, sondern lieber bequem den Vater entsorgt hat… oder… oder…
Gründe mag es viele geben, aber die Folgen für die Kinder sind immer gleich: Kein männliches Vorbild in der Familie. Kindergärtnerin war -soweit ich weiß- schon immer ein weiblich dominierter Beruf. Die männlichen Grundschullehrer und Lehrer an weiterführenden Schulen wurden in der Zeit, die ich miterlebt habe, allerdings immer weniger. Gerade wenn Kinder älter werden und dabei vor allem ab der weiterführenden Schule werden die Jungs zunehmend „unbequemer für die Schule“. Spätestens da bräuchte man männliche Vorbilder und Erzieher. Das sehe ich bei meiner täglichen Arbeit. Wo ich und andere männliche Kollegen von den pubertären Jungs ohne großen Aufwand als Chef im Ring akzeptiert sind, tun sich weibliche Kolleginnen oft schwerer.
Da es vermutlich leichter ist, in der Schule was zu verändern als in der gesamten Gesellschaft, müsste man vielleicht hier die Männerquote erhöhen. Vielelicht sollte man mal überlegen, warum so wenig Männer freiwillig diesen Beruf ergreifen und dann an den Ursachen was verändern. Mir fallen genug Gründe ein… aber zum Glück (für die Jungen) gab es für mich und auch einige andere Männer trotzdem noch genug Gründe für den Lehrberuf.
Ein interessantes Beispiel zum Unterschied zwischen Mann und Frau in der Erziehung findet man im Artikel Junge, Junge im Blog Kreide fressen. Dabei auch dem Link zum älteren Artikel folgen.