Im SZ- Magazin der Freitagsausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 14.06.07 befindet sich der Artikel Klassenkampf, in dem die Übertrittszeugnisproblematik in einer vierten Klasse im München beschrieben wird.
Natürlich sehe ich es mit Bedauern, wenn man die armen Kinder so früh unter den Leistungsdruck setzt. Ich kenne aber als Lehrer an einer Realschule und vorher am Gymnasium aber auch den Unterschied der Schüler dieser beiden Schularten und weiß, dass es durchaus auch Vorteile hat, wenn man leistungsfähige Kinder bereits ab der fünften Klasse fördern kann, indem man anspruchsvollere Aufgaben stellt.
Ich sehe aber leider auch immer wieder, dass Kinder auf die falsche Schule geschickt werden. Dummerweise sind Eltern dann meist „beratungsresistent“ und quälen ihre Kinder so lange durch die falsche Schule bis es schulrechtlich nicht mehr länger geht. Lieber ein unglücklicher Gymnasiast als ein zufriedener Realschüler… Das Kind wird nur von den Lehrern falsch behandelt und deshalb mache ich auch der Schule Druck, weil eben nicht sein kann, was nicht sien darf. Ein Kollege hat es mal so formuliert: „Aufs Gymnasium sollen nur geeignete und begabte Kinder – und meins“. Es haben aber auch schon Eltern abgewunken, denen ich einen Wechsel von der Realschule ans Gymnasium empfohlen hatte.

Vielleicht ist es wirklich falsch, wenn wir die Kinder so früh auf verschiedene Schularten verteilen, aber im derzeitigen System meiner Meinung nach die sinnvollste Variante. Für Kinder, die auf dem falschen Schultyp sind, gibt es immer wieder Möglichkeiten zum Umstieg – auch nach oben. Vielleicht sollte man einfach die freie Schulwahl einführen und dazu zur Not eine Probezeit oder Aufnahmeprüfung. Andererseits ist das Nichtbestehen der Aufnahmeprüfung oder Probezeit sicher auch sehr belastend und die Prüfungs-/Bewährungszeit sicher auch.
Im derzeitigen System sehe ich mich jedenfalls nicht in der Lage eine noch stärkere Streuung durch innere Differenzierung im Unterricht aufzufangen. Schließlich muss ich allein 30 Schüler unterrichten, den vielen Papierkram eines deutschen Lehrers erledigen und die vielen Vorschriften für die Schule beachten. Daran ist meiner Meinung nach auch die Gesamtschule in Deutschland gescheitert. Man wollte alle Kinder in eine Schule tun, aber sonst möglichst wenig verändern. Andere Länder mit längerer gemeinsamer Zeit betreiben eine viel größere Differenzierung der Schüler innerhalb dieser Schule. Dazu braucht man aber mehr Zeit pro Schüler und Stunde als sie mir derzeit zur Verfügung steht.

in Die Zeit gab es unter dem Titel „Das Geld versickert“ ein Interwiew mit Ludger Wößmann, dem -laut Wirtschaftswoche – Deutschlands führenden Bildungsökonomen.

Einige Gedanken finde ich ja richtig gut. Ich finde auch, dass die Wirtschaft kapieren sollte, dass man in Bildung investieren muss, wenn man quailfizierte Kräfte haben will. Dabei denke ich aber eher an Lehrstellen und Praktikumsmöglichkeiten. Ich denke auch, dass mehr Geld nicht automatisch zu besseren Ergebnissen führt, weil das Geld nicht unbedingt sinnvoll eingesetzt wird. Auch die Idee, den Schulen mehr Autonomie zu geben (Personalauswahl, Mittelverwaltung) und nur Ziele vorzugeben und dann die Ergebnisse zu bewerten sind wie die leistungsgerechte Bezahlung für Lehrer ein guter Ansatz. Ich freue mich auch, dass er zwar für längere gemeinsame Schulzeiten plädiert, aber gleichzeitig klarstellt, dass der Gesamtschulansatz -wie er in Deutschland praktiziert wird- keine sinnvolle Lösung ist.
Ich glaube jedoch nicht, dass kleinere Lerngruppen so wenig Einfluss auf das Lernen haben, wie er behauptet und das Gegenargument mal schnell mit „in einzelnen Fällen ja, aber nicht im Durchschnitt“ vom Tisch zu wischen versucht. Ich glaube auch nicht, dass die Schulen nur dadurch besser sind, nur weil privat betrieben werden – dazu arbeite ich jetzt zu lange an einer kirchlichen Privatschule. Wir haben es derzeit nur deshalb leichter, weil wir Personal und Kinder aussuchen können und weil der Bischof etwas weniger knausert als der Finanzminister.

Und dann komme ich mal wieder zur Gretchenfrage: Wie will man den Erfolg messen?
Leider sind unsere Schüler äußerst unterschiedlich begabt und sozialisiert. Wie will man da mit vertretbarem Aufwand den Erfolg der Bildungsarbeit messen. Ich kann eben nicht nur Abbrecherquoten oder Bestehensquoten oder Abschlussschnitte oder dergleichen nehmen. Eine Schule mit einer schwierigen Klientel wäre da benachteiligt. Wenn man aber die Schüler aussuchen darf, um hier gleiche Voraussetzungen zu schaffen, nimmt bald keiner mehr die schlechteren Schüler. Ähnlich schwer zu beurteilen ist Unterrichtsqualität.
Ich fürchte, dass sich manche Dinge bei Bildung nicht so einfach lösen lassen wie in Firmen. Schließlich geht es hier um verschiedenste Menschen, deren persönliches Lebensglück und Zukunftschancen. Der Markt hierfür ist schwer zu durchschauen und die Effekte sind zwar sehr nachhaltig, aber treten erst mit sehr großer Verzögerung auf.

in der Süddeutschen Zeitung gibt es einen Artikel über die Arbeitszeitbelastung der Lehrer. Die im Artikel erwähnte Studie kommt auf 52 Wochenstunden. Wenn man dann die Ferien als Freizeitausgleich nimmt, liegt man immer noch über der 42h-Woche anderer Beschäftigen im öffentlichen Dienst in derselben Gehaltsgruppe und die zahlen aber nicht auch noch vom Nettogehalt große Teile ihres Arbeitsmaterials und ihren benötigten Heimarbeitsplatz.
Ich selbst kam bei der Abschätzung meiner persönlichen Arbeitszeit übrigends auf 59 Stunden pro Unterrichtswoche, wenn ich die Ferien als freie Tage rechne. Ich arbeitete aber kaum wirklich diese 59 Stunden pro Woche, weil ich stattdessen lieber in den Ferien arbeite und es dafür während der Schulzeit leichter habe. Außer in den Sommerferien habe ich so eigentlich immer vier bis sechs Tage für die Schule zu tun. Dafür bleibt mir in den Schulwochen ein freier Tag (meist Samstag oder seltenter Sonntag) und jeden Tag etwas Zeit für meine Familie.
Zur Abschätzung gibt es ein Exel-Formular beim Philologenverband, in das man die Werte eintragen kann. Meine Schätzwerte sind sogar eher untere Grenzwerte, denn bei ca. 30 Minuten durchschnittlicher Korrekturzeit (in die Hand nehmen bis Herausgabefertig ablegen und Punkteliste/Notenliste führen) pro Chemieschulaufgabe muss man sich schon ranhalten, wenn man ordentlich und transparent korrigiert und 25 Minuten für die Vorbereitung einer Unterrichtsstunde sind auch erst dann zu schaffen, wenn man manche Stunden wegen Parallelklassen doppelt nutzen kann. Problem ist bei der Studie aber wirklich, dass sie dadurch angreifbar wird, weil sie auf Selbstauskünften beruht und weil die Streuung sehr groß sein dürfte. Insgesamt ist es jedenfalls zu viel und so kann ich mich der Forderung der Lehrerverbände nur anschließen: Runter mit den Pflichtstundenzahlen. Ich würde sie aber dahingehend erweitern: Gebt vermehrt Anrechnungsstunden für die anderen Tätigkeiten, die man den Lehrern so gibt, dass sich die Übernahme der Tätigkeiten auch lohnt. z.B.: täglich Vertretungsplan machen = eine Stunde weniger unterrichten…
Bitte verlangt keine Buchführung für die Stunden, sondern ermitteln sinnvolle Pauschalen. Nicht weil ich Angst hätte, dass weniger bei mir rauskommt, sondern weil ich hier wieder zusätzliche Arbeit habe, die mich von meinem eigentlichen Job abhält: Schülern in meinen Fächern was beizubringen und sie auf dem Weg zu selbständigen Erwachsenen zu unterstützen.

Wie ich dem Artikel Die Ja-Aber-Schule in Die Zeit entnehmen konnte schafft Hamburg das dreigliedrige Schulsystem ab. Es gibt in Zukunft nur noch Gymnasium und eine Stadtteilschule, auf der – je nach Leistungsfähigkeit und Ausbildungsdauer- alle anderen Abschlüss und Abi (dann in 13 Jahren statt 12 am Gymnsium) erworben werden können.
Die Idee mit den Gesamtschulen ist ja nicht schlecht, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass das Niveau eher schlechter wird, wenn man nur eine gemischtere Gruppe hat, aber sich sonst wenig an individuellen Fördermaßnahmen für die Schüler einfallen lässt und aus Spargründen große Klassen bildet.
Solange man aber weiterhin die Sortierung Gymnasium oder andere Schule am Ende der Grundschule vornimmt, wird sich aus meiner Sicht doch am Druck auf die Grundschule und deren Lehrkräfte bei den Übertrittszeugnbissen sowie die Prognosesicherheit für die weitere Schullaufbahn wenig ändern. Die Durchlässigkeit zwischen Gymnasium und Stadtteilschule dürfte aber geringer sein als bisher zwischen den Schularten, sodass diese Entscheidung noch wichtiger wird.
Wenn aber nun die „Problemfälle“ aus den bisherigen Hauptschulen an die Stadtteilschulen gehen, werden die bisherigen Realschüler-Eltern vielleicht verstärkt versuchen, ihre Kinder am Gymnasium unterzubringen – die bisherigen Gymnasiasten-Eltern sowieso. Damit kriegt aber aus meiner Sicht auch nur das Gymnasium neue Probleme und die Probleme von Haupschule und Realschule bleiben ungelöst – nur sie heißen halt jetzt anders.
Oder wie es im Zeit-Artikel am Ende so schön geschrieben steht: „Die Begründungen für ein zweigliedriges System sind noch schwächer, als es die für das dreigliedrige je waren. Und das merken natürlich die Leute. Für sie wird es darauf hinauslaufen, dass es die bessere Schule gibt, die schon bald auch die Schule der Mehrheit sein wird, und die schlechtere Schule, die nicht mal mehr die der Mehrheit ist. Wird die neue Stadtteilschule gegen den Makel, nur die zweitbeste Lösung zu sein, ankommen, selbst wenn man sie mit den besten Programmen und mehr Ressourcen ausstattet? Wird sie nicht von Anfang an in die Fußstapfen der Hauptschule treten und bald als die neue Verliererschule gemieden werden?“

Da ist der Traum eines ehemaligen Lehrers von mir in Hessen doch glatt in Erfüllung gegangen. Er wollte immer das Chaos miterleben, dass am Abitag die Abiturangabe für das Zentralabitur bereits in der Zeitung abgedruckt ist….
Jetzt scheint in Hessen mit den neuen zentalen Abschlussprüfungen für die Realschulen fast genau das passiert zu sein: Laut Berichten wie hier bei Spiegel.de waren die wirklichen Aufgaben den vorab veröffentlichten Testaufgaben so ähnlich, dass die Schüler zunächst an einen Scherz glauben mussten.
Beim Spiegel heißt es dazu: „Große Ähnlichkeit mit dem tatsächlichen Test hatte nicht nur die erste Multiple-choice-Aufgabe, bei der die Schüler Fragen zu einer Lautsprecherdurchsage beantworten sollten. Auch der Übersetzungstest und ein Lückentext zur Grammatik waren nur minimal verändert worden.“
Das Hessische Kultusministerium meint dazu: (Quelle ebenfalls Spiegel.de)
„Bei den diesjährigen zentralen Abschlussprüfungen für die hessischen Realschülerinnern und -schüler ist es im Fach Englisch zu einer geringfügigen Überschneidung zwischen den vorab veröffentlichten Übungsaufgaben und den Prüfungsaufgaben gekommen. Wir werden sicherstellen, dass sich dieser Vorgang nicht wiederholen wird.“

Da stellt sich mir persönlich allerdings schon die Frage, ob man wirklich so schlecht organisiert ist, dass sowas passiert (peinlich!) oder ob man vielleicht Angst hatte, dass sonst die Ergebnisse bei der neuen zentralen Abschlussprüfung zu schlecht wären (richtig peinlich!). Eigentlich wollte man ja Vergleichbarkeit und Qualitätssicherung damit erreichen…
Ich kenne diese Problematik sonst nur von Kollegen, die zu faul sind, neue Aufgaben zu entwerfen und immer wieder alte Prüfungen nehmen. Das nutzen manche Schüler dann, um sich mit den alten Prüfungen vorzubereiten. Eine ähnliche Taktik kenne ich auch von Leuten, die schlechten Unterricht machen und z.B.: die Matheschulaufgabe schon mal mit anderen Zahlen im Unterricht durcharbeiten, damit der Schnitt gut wird und sich keiner beschwert.

„Ein Sechstel Markenturnschuh kostet so viel wie ein neues Schulbuch.“ „Ein Viertel Markenjeans kostet so viel wie ein neues Schulbuch.“ „Ein halbes Geweih kostet so viel wie fünf neue Schulbücher.“ Das sind die Plakate zur Aktion „eigenes Schulbuch“, die man auch unter www.eigenes-schulbuch.de bewundern kann.
Auslöser für die Aktion ist der Beschluss der Länder Hamburg und Niedersachsen, künftig Schülbücher nur noch gegen Gebühr auszuleihen. Nur über die Sozialklausel kann man Bücher künftig noch kostenlos von der Schule bekommen. Dei anderen Bücher kosten pro Exemplar einen bestimmten Betrag, der vom Buchpreis abhängt. Ich finde das wenigstens ehrlich. Natürlich sehen das die betroffenen Eltern anders: Initiative Eltern gegen Büchergeld
In Bayern haben wir auch ein Büchergeld, aber hier muss jeder eine Pauschale bezahlen, egal wie viele Bücher er leihen will und sich befreien lassen ist auch nicht ganz einfach. Informationen gibts beim Bayrischen Rundfunk unter br-online.de/wissen
Wie sich mittlerweile gezeigt hat, kostet die bayrische Lösung viel Geld in der Verwaltung, sodass nur ein Teil der Einnahmen zusätzlich für Bücher verwendet werden kann.

Meiner Meinung nach sollte man überlegen, ob man im Sinne der Bildungsgerechtigkeit nicht besser ganz auf solche Zusatzsteuern wie Kopiergeld, Büchergeld usw. verzichtet. Bildung kostet Geld, aber schlecht ausgebildete Kinder werden Erwachsene mit schlechten Berufsaussichten. Das kostet wahrscheinlich viel mehr. Vielleicht wäre es sinnvoller, wenn man Eltern dadurch fördert, dass man die Kindergartengebühr, die Schulkosten usw. komplett aus Steuermitteln finanziert, statt Kindergeld und Zuschüsse zu zahlen und dann diese ganzen Gebühren zu erheben. Schließlich kosten alle Zahlungen und Gebühren auch Verwaltungsaufwand, den man sich dann sparen kann. Später spart man dann vielleicht auch noch Zahlungen und Verwaltungskosten bei der Unterstützung der schlecht ausgebildeten Arbeitslosen.

Wieder einmal geht es in der Presse um die Jungen als Schüler, die es nicht hinbekommen. Auslöser für meinen Blog ist der Artikel „Die Krise der Kleinen Männer“ in Die Zeit.
Als junger Vater eines kleinen Jungen freue ich mich natürlich über diesen Teil aus dem Zeit-Artikel: „Statistisch gesehen, müssen sich Eltern auf Ärger einstellen, wenn es bei der Geburt heißt: »Es ist ein Junge.« Denn egal, ob Schreibabys oder Zappelphilipps, Legastheniker oder Computerjunkies, Söhne beschäftigen die pädagogischen Beratungsstellen weit stärker als Töchter“.
Später im Artikel wird dann auch noch ein Problem angesprochen, das ich auch schon seit längerem bedenklich finde: „»Kinder in Kitas brauchen Männer«, sagt Holger Brandes, Direktor des Instituts für Frühkindliche Bildung an der Evangelischen Hochschule in Dresden. Erzieher würden gelassener reagieren, beim Toben später eingreifen und damit den Interessen von Jungen eher entgegenkommen. Die typische Kita aber ist weiblich. Bücher, Spielzeuge und Räume seien eher auf Mädchen ausgerichtet, sagt Sascha Denzel.“ Und im nächsten Absatz:
„Verschlechtert die weibliche Übermacht in Kita und Schule die Chancen der Jungen? Eine Studie der Berliner Pädagogikprofessorin Renate Valtin stützt diesen Verdacht. Jungen erhielten bei gleicher Leistung in Deutsch und Sachkunde im Schnitt schlechtere Zensuren als Mädchen, hat Valtin ermittelt. Beim Diktateschreiben machen Jungen weniger Fehler, wenn Begriffe wie Ritter, Dinosaurier oder Fußball auftauchen – doch solche »Jungenwörter« kommen in orthografischen Tests seltener vor.“

Na da haben wir ja endlich den Grund – einfach mehr Rücksicht auf die Jungs nehmen und mehr Jungenthemen in der Schule (vorsicht Ironie!!!).
Natürlich ist es unbestritten, dass Kinder und vor allem Jungs auch männliche Vorbilder brauchen. Das große Problem der weiblichen Kinderbetreuung ist vielleicht aber auch nur deshalb so groß, weil viele Kinder NUR noch in der Betreuungseinrichtung auf ein männliches Vorbild treffen könnten. Daheim gibts nämlich keines, weil der Vater zwar ein Erzeuger ist ist, aber seine Vaterpflichten mit der Finanzierung der Familie bereits erfüllt sind, oder weil der Vater es vorgezogen hat, sich eine neue Partnerin ohne die lästige Verpflichtung mit dem Kind zu suchen oder aber weil die Mutter im Zeitalter der Emanzipation nicht an einer Beziehung arbeiten wollte, sondern lieber bequem den Vater entsorgt hat… oder… oder…
Gründe mag es viele geben, aber die Folgen für die Kinder sind immer gleich: Kein männliches Vorbild in der Familie. Kindergärtnerin war -soweit ich weiß- schon immer ein weiblich dominierter Beruf. Die männlichen Grundschullehrer und Lehrer an weiterführenden Schulen wurden in der Zeit, die ich miterlebt habe, allerdings immer weniger. Gerade wenn Kinder älter werden und dabei vor allem ab der weiterführenden Schule werden die Jungs zunehmend „unbequemer für die Schule“. Spätestens da bräuchte man männliche Vorbilder und Erzieher. Das sehe ich bei meiner täglichen Arbeit. Wo ich und andere männliche Kollegen von den pubertären Jungs ohne großen Aufwand als Chef im Ring akzeptiert sind, tun sich weibliche Kolleginnen oft schwerer.
Da es vermutlich leichter ist, in der Schule was zu verändern als in der gesamten Gesellschaft, müsste man vielleicht hier die Männerquote erhöhen. Vielelicht sollte man mal überlegen, warum so wenig Männer freiwillig diesen Beruf ergreifen und dann an den Ursachen was verändern. Mir fallen genug Gründe ein… aber zum Glück (für die Jungen) gab es für mich und auch einige andere Männer trotzdem noch genug Gründe für den Lehrberuf.
Ein interessantes Beispiel zum Unterschied zwischen Mann und Frau in der Erziehung findet man im Artikel Junge, Junge im Blog Kreide fressen. Dabei auch dem Link zum älteren Artikel folgen.

Bei Bildungsklick.de gab es heute einen Artikel zum Bericht des Wissenschaftsrates, der sich darüber beschwert, dass die Notengebung an den Unis zu wenig diffenziert.
„Zu den Ergebnissen der Studie im Einzelnen:
Die besten Durchschnittsnoten sind in den Diplomstudiengängen an Universitäten in Biochemie (1,51) zu verzeichnen, gefolgt von Biologie, Physik (jeweils 1,54)“
Über die Differenzierung wird hier zwar wenig gesagt, aber bei dem Schnitt, können ja nicht viele schlechter als Note 2 sein.
Leider gibts auch keine Studie zu den Ursachen, denn zur gesamten Studie gilt „Ob dieses Phänomen auf besonders begabte Studierende oder aber auf besonders großzügige Professoren zurückzuführen ist, lässt sich aus dem vorliegenden Datenmaterial nicht erschließen, denn es gibt keinen Aufschluss über die unterschiedlichen Rahmenbedingungen und ihren Einfluss auf das Zustandekommen der Noten.“

Na dann will ich dem Hochschulrat mal ein paar Tipps geben:

  • Als ich mein Studium begonnen habe, war der NC für das Fach Biochemie an meiner Uni noch 1,2 im Abi. Das studieren dann nur absolute Streber oder Leute, die wirklich eine sehr überdurchschnittliche Auffassungsgabe haben. Das ändert sich während des Studium nicht. Warum sollten sie plötzlich schlechte Schnitte kriegen?
  • Naturwissenschaften gelten als anspruchsvoll und sind seit einigen Jahren keine Modestudiengänge mehr. Das studiert man nur mit Interesse.
  • In manchen Studiengängen fallen viele durchs Vordiplom und beenden damit dieses Studium. Damit kommt nur zum Abschluss, wer was kann und was leisten will. (An meiner Uni in Biologie sind aus meinem Jahrgang 70% der Prüflinge im Vordiplom beim ersten Anlauf gescheitert!)
  • Bei Diplomstudiengängen in den Naturwissenschaften wird nicht eine Normalverteilung angestrebt, sondern die tatsächliche Leistung beurteilt. Anders als z.B.: in Jura, wo es immer eine Notenverteilung über die Prüflinge eines Jahrgangs gibt, bei der eine Normalverteilung angestrebt wird. Damit hängt die persönliche Note von der persönlichen Leistung im Vergleich zu den Mitprüflingen ab. Da gibt es auch bei lauter sehr guten Prüflingen eine (künstliche) Spreizung. Bei anderen Studiengängen sagt die Note etwas über die % eines Erwartungshorizontes, die man erreicht hat. Bei vielen guten Prüflingen fürht dies zu vielen guten Noten.
  • In einem bin ich mir auch sicher: Bei zu geringer Differenzierung ist eine gute Note wenig wert, da sie keinen Vorteil gegenüber einem Mitbewerber um die gleiche Stelle bringt. Zwei Bewerber mit Note 1 sind auf dem Papier gleich gut qualifiziert. Dann geht es nur noch um andere Kriterien. Das ist vielleicht aber sogar sinnvoller als sich auf Zahlen (Noten) zu verlassen, die andere im Zeugnis notiert haben, von denen man nie weiß, wie sie zustande gekommen sind.

Im so betitelten Artikel in der Süddeutschen Zeitung werden wieder einmal alte Forderungen wiederholt: Lehrer sollen von den Schulen beurteilt, leistungsbezogen bezahlt und nur noch befristet angestellt werden. Dafür sollen die Schulen selbst für die Auswahl und den Einsatz der Lehrkräfte verantwortlich sein. Der Aktionsrat, von dem diese Empfehlungen stammen, wurde vor eineinhalb Jahren auf Initiative der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hin gegründet. In ihm sitzen verschiedene Experten wie (der Präsident der FU Berlin) Dieter Lenzen, (der Chef des deutschen Pisa-Teams) Manfred Prenzel, (der Münchner Bildungsökonom) Ludger Wößmann und (der Direktor des Dortmunder Instituts für Schulentwicklung) Wilfried Bos.
Noch spannender als der Artikel über die Forderung nach der Bildungsreform sind allerdings die Reaktionen und Diskussionbeiträge der Leser.

Ich finde es immer wieder toll, dass ich demnächst endlich nach Leistung bezahlt werden soll. Endlich mehr Geld 😉
OK ernsthaft. Wie will man die Leistung einer Lehrkraft bewerten? Nach Noten der Schüler ist kritisch, weil die auch von den Schülern abhängen. Nach Qualität des Unterrichts geht auch kaum, weil man dazu lange Zeit den Unterricht von einer qualifizierten Kraft beobachten lassen müsste und objektiv geht das auch kaum. Zudem ist der Anreiz so lange gering, solange die Mehrbezahlung gering ist. Wenn sie hoch ist, wirds teuer und das will man ja gar nicht.
Befristete Verträge wirken nur kurzfristig. Leider kann ich die zugehörige Studie nicht zitieren, weil ich die Quelle nicht mehr finde. Darin wurde beschrieben, dass befristete Kräfte kurzzeitig sehr engagiert arbeiten, weil sie den unbefristeten Vertrag erreichen wollen. Ist das Ziel unerreichbar oder dauert es zu lange, sinkt die Leistung wieder. Als jemand, der bereits vier befristete Verträge hatte, ehe er jetzt fest angestellt wurde, kann ich diese Meinung nur teilen. Ich arbeite jetzt eher besser, weil langfristig orientiert. Das ist für die Schule wohl wichtiger, die sich weiterentwickeln will. Eine Klasse ist nunmal kein kurzfristiges Projekt.
Lehrer selber aussuchen ist prinzipiell auch ok, aber solange man das Gehalt und die sonstigen Arbeitsbedingungen nicht frei gestalten darf, kann man ja kaum besondere Anreize für Spitzenkräfte bieten. Wie soll da eine Schule in der Provinz mehr als Einheimische oder ansonsten Chancenlose überzeugen, gerade hier ins Niemandsland zu gehen. Bisher versetzt man den Beamten eben einfach dorthin.
Ach ja und Fortbildungsverpflichtung habe ich schon. Zumindest in Bayern ist die schon vorgegeben. Vielleicht sollten sich die Experten da mal kundig machen, ehe sie immer wieder sowas fordern.

Laut diesem Artikel zur „Bildungsstudie Deutschland 2007“, im Auftrag von FOCUS, FOCUS-SCHULE und dem Software-Unternehmen Microsoft bei Bildungsklick.de befürwortet eine deutliche Mehrheit der 1800 befragten Eltern, Arbeitgeber und Lehrer ein einheiltiches Schulesystem für ganz Deutschland. Dem würde ich mich anschließen, wenn dabei nicht der kleinstmögliche Nenner genommen wird. Ich halte vor allem zentrale Abschlussprüfungen und damit die gleichen Anforderungen für alle Schüler für sinnvoll, wenn man vergleichbare Ergebnisse/Abschlusszeugnisse bekommen will.

Sehr zu denken gibt mir aber folgernder Satz aus dem Artikel: „Die Personalchefs in deutschen Unternehmen vermissen allerdings bei Schulabgängern vor allem Allgemeinbildung, wirtschaftliches Grundwissen und ausreichende Kenntnisse in Deutsch und Mathematik.“
Nun ja. Das mit deutscher Rechtschreibung wird ja immer mehr sabotiert. Gerade in Wohlstandsgebieten kriegt ja heute jeder eine Legastheniebescheinigung, mit der er sich den Freibrief für willkürliche Rechtschreibung erwirbt. Wenn das jetzt dann auch noch für Dyskalkulie so wird…. Es gibt ja wirklich Leute, die diese Atteste verdienen, aber das müssten -meiner Erfahrung nach- nur Bruchteile derer sein, die solche Atteste haben. Der Rest drückt sich wohl eher vor Anstrengungen beim Lernen und/oder schlechten Noten.

Klar ist mir jedoch: „Nur zwölf Prozent der befragten Manager sind mit der Berufsvorbereitung durch die Schule zufrieden.“ Das sehe ich genau so wie gemäß der Umfrage die meisten befragten Kollegen. DAS ist nicht unsere Aufgabe. Wir vermitteln Grundlagen sowie Lern- und Kulturtechniken. Das Wissen für den Beruf sollten bitte die Betriebe vermittel, indem sie Ausbilungsplätze anbieten. Zudem ändern sich hier die Anforderungen zu oft und zu schnell, sodass man sowas in der Schule kaum vermitteln kann. Besser eine tragfähige Basis legen, auf die man später aufbauen kann.

Was das mit der Forderung nach einer Fortbildungspflicht für Lehrer wieder soll? Also ich habe die seit meinem Berufsbeginn und besuche auch regelmäßig Fortbildungen (sogar mehr als gefordert). Gut fände ich allerdings, wenn man bessere (vor allem speziellere) Angebote hätte. Oft kauft man die Katze im Sack. Eine Fortbildung, die in der Beschreibung toll klang, entpuppt sich als Zeitverschwendung…oder man muss ich 3/4 der Zeit „Klassiker“ anhören, ehe man endlich das Neue hören darf, wegen dem man eigenlich hingekommen ist.