Experten fordern radikale Bildungsreform

Im so betitelten Artikel in der Süddeutschen Zeitung werden wieder einmal alte Forderungen wiederholt: Lehrer sollen von den Schulen beurteilt, leistungsbezogen bezahlt und nur noch befristet angestellt werden. Dafür sollen die Schulen selbst für die Auswahl und den Einsatz der Lehrkräfte verantwortlich sein. Der Aktionsrat, von dem diese Empfehlungen stammen, wurde vor eineinhalb Jahren auf Initiative der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hin gegründet. In ihm sitzen verschiedene Experten wie (der Präsident der FU Berlin) Dieter Lenzen, (der Chef des deutschen Pisa-Teams) Manfred Prenzel, (der Münchner Bildungsökonom) Ludger Wößmann und (der Direktor des Dortmunder Instituts für Schulentwicklung) Wilfried Bos.
Noch spannender als der Artikel über die Forderung nach der Bildungsreform sind allerdings die Reaktionen und Diskussionbeiträge der Leser.

Ich finde es immer wieder toll, dass ich demnächst endlich nach Leistung bezahlt werden soll. Endlich mehr Geld 😉
OK ernsthaft. Wie will man die Leistung einer Lehrkraft bewerten? Nach Noten der Schüler ist kritisch, weil die auch von den Schülern abhängen. Nach Qualität des Unterrichts geht auch kaum, weil man dazu lange Zeit den Unterricht von einer qualifizierten Kraft beobachten lassen müsste und objektiv geht das auch kaum. Zudem ist der Anreiz so lange gering, solange die Mehrbezahlung gering ist. Wenn sie hoch ist, wirds teuer und das will man ja gar nicht.
Befristete Verträge wirken nur kurzfristig. Leider kann ich die zugehörige Studie nicht zitieren, weil ich die Quelle nicht mehr finde. Darin wurde beschrieben, dass befristete Kräfte kurzzeitig sehr engagiert arbeiten, weil sie den unbefristeten Vertrag erreichen wollen. Ist das Ziel unerreichbar oder dauert es zu lange, sinkt die Leistung wieder. Als jemand, der bereits vier befristete Verträge hatte, ehe er jetzt fest angestellt wurde, kann ich diese Meinung nur teilen. Ich arbeite jetzt eher besser, weil langfristig orientiert. Das ist für die Schule wohl wichtiger, die sich weiterentwickeln will. Eine Klasse ist nunmal kein kurzfristiges Projekt.
Lehrer selber aussuchen ist prinzipiell auch ok, aber solange man das Gehalt und die sonstigen Arbeitsbedingungen nicht frei gestalten darf, kann man ja kaum besondere Anreize für Spitzenkräfte bieten. Wie soll da eine Schule in der Provinz mehr als Einheimische oder ansonsten Chancenlose überzeugen, gerade hier ins Niemandsland zu gehen. Bisher versetzt man den Beamten eben einfach dorthin.
Ach ja und Fortbildungsverpflichtung habe ich schon. Zumindest in Bayern ist die schon vorgegeben. Vielleicht sollten sich die Experten da mal kundig machen, ehe sie immer wieder sowas fordern.