Im so betitelten Artikel in der Süddeutschen Zeitung werden wieder einmal alte Forderungen wiederholt: Lehrer sollen von den Schulen beurteilt, leistungsbezogen bezahlt und nur noch befristet angestellt werden. Dafür sollen die Schulen selbst für die Auswahl und den Einsatz der Lehrkräfte verantwortlich sein. Der Aktionsrat, von dem diese Empfehlungen stammen, wurde vor eineinhalb Jahren auf Initiative der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hin gegründet. In ihm sitzen verschiedene Experten wie (der Präsident der FU Berlin) Dieter Lenzen, (der Chef des deutschen Pisa-Teams) Manfred Prenzel, (der Münchner Bildungsökonom) Ludger Wößmann und (der Direktor des Dortmunder Instituts für Schulentwicklung) Wilfried Bos.
Noch spannender als der Artikel über die Forderung nach der Bildungsreform sind allerdings die Reaktionen und Diskussionbeiträge der Leser.

Ich finde es immer wieder toll, dass ich demnächst endlich nach Leistung bezahlt werden soll. Endlich mehr Geld 😉
OK ernsthaft. Wie will man die Leistung einer Lehrkraft bewerten? Nach Noten der Schüler ist kritisch, weil die auch von den Schülern abhängen. Nach Qualität des Unterrichts geht auch kaum, weil man dazu lange Zeit den Unterricht von einer qualifizierten Kraft beobachten lassen müsste und objektiv geht das auch kaum. Zudem ist der Anreiz so lange gering, solange die Mehrbezahlung gering ist. Wenn sie hoch ist, wirds teuer und das will man ja gar nicht.
Befristete Verträge wirken nur kurzfristig. Leider kann ich die zugehörige Studie nicht zitieren, weil ich die Quelle nicht mehr finde. Darin wurde beschrieben, dass befristete Kräfte kurzzeitig sehr engagiert arbeiten, weil sie den unbefristeten Vertrag erreichen wollen. Ist das Ziel unerreichbar oder dauert es zu lange, sinkt die Leistung wieder. Als jemand, der bereits vier befristete Verträge hatte, ehe er jetzt fest angestellt wurde, kann ich diese Meinung nur teilen. Ich arbeite jetzt eher besser, weil langfristig orientiert. Das ist für die Schule wohl wichtiger, die sich weiterentwickeln will. Eine Klasse ist nunmal kein kurzfristiges Projekt.
Lehrer selber aussuchen ist prinzipiell auch ok, aber solange man das Gehalt und die sonstigen Arbeitsbedingungen nicht frei gestalten darf, kann man ja kaum besondere Anreize für Spitzenkräfte bieten. Wie soll da eine Schule in der Provinz mehr als Einheimische oder ansonsten Chancenlose überzeugen, gerade hier ins Niemandsland zu gehen. Bisher versetzt man den Beamten eben einfach dorthin.
Ach ja und Fortbildungsverpflichtung habe ich schon. Zumindest in Bayern ist die schon vorgegeben. Vielleicht sollten sich die Experten da mal kundig machen, ehe sie immer wieder sowas fordern.

Laut diesem Artikel zur „Bildungsstudie Deutschland 2007“, im Auftrag von FOCUS, FOCUS-SCHULE und dem Software-Unternehmen Microsoft bei Bildungsklick.de befürwortet eine deutliche Mehrheit der 1800 befragten Eltern, Arbeitgeber und Lehrer ein einheiltiches Schulesystem für ganz Deutschland. Dem würde ich mich anschließen, wenn dabei nicht der kleinstmögliche Nenner genommen wird. Ich halte vor allem zentrale Abschlussprüfungen und damit die gleichen Anforderungen für alle Schüler für sinnvoll, wenn man vergleichbare Ergebnisse/Abschlusszeugnisse bekommen will.

Sehr zu denken gibt mir aber folgernder Satz aus dem Artikel: „Die Personalchefs in deutschen Unternehmen vermissen allerdings bei Schulabgängern vor allem Allgemeinbildung, wirtschaftliches Grundwissen und ausreichende Kenntnisse in Deutsch und Mathematik.“
Nun ja. Das mit deutscher Rechtschreibung wird ja immer mehr sabotiert. Gerade in Wohlstandsgebieten kriegt ja heute jeder eine Legastheniebescheinigung, mit der er sich den Freibrief für willkürliche Rechtschreibung erwirbt. Wenn das jetzt dann auch noch für Dyskalkulie so wird…. Es gibt ja wirklich Leute, die diese Atteste verdienen, aber das müssten -meiner Erfahrung nach- nur Bruchteile derer sein, die solche Atteste haben. Der Rest drückt sich wohl eher vor Anstrengungen beim Lernen und/oder schlechten Noten.

Klar ist mir jedoch: „Nur zwölf Prozent der befragten Manager sind mit der Berufsvorbereitung durch die Schule zufrieden.“ Das sehe ich genau so wie gemäß der Umfrage die meisten befragten Kollegen. DAS ist nicht unsere Aufgabe. Wir vermitteln Grundlagen sowie Lern- und Kulturtechniken. Das Wissen für den Beruf sollten bitte die Betriebe vermittel, indem sie Ausbilungsplätze anbieten. Zudem ändern sich hier die Anforderungen zu oft und zu schnell, sodass man sowas in der Schule kaum vermitteln kann. Besser eine tragfähige Basis legen, auf die man später aufbauen kann.

Was das mit der Forderung nach einer Fortbildungspflicht für Lehrer wieder soll? Also ich habe die seit meinem Berufsbeginn und besuche auch regelmäßig Fortbildungen (sogar mehr als gefordert). Gut fände ich allerdings, wenn man bessere (vor allem speziellere) Angebote hätte. Oft kauft man die Katze im Sack. Eine Fortbildung, die in der Beschreibung toll klang, entpuppt sich als Zeitverschwendung…oder man muss ich 3/4 der Zeit „Klassiker“ anhören, ehe man endlich das Neue hören darf, wegen dem man eigenlich hingekommen ist.

Im Artikel „Macht mal Pause!“ in Die Zeit widmet sich Martin Spiewak dem Thema Reformstress an deutschen Schulen. Den Ausschlag zu diesem Artikel haben die Reaktionen auf den vorangegangenen Artikel „Pisaopfer“ gegeben, in dem von einer Grundschullehrerin berichtet wurde, die als letzten Ausweg den Tod gesehen hat, da sie mit den neuen Anforderungen nicht zurecht kam.

Über die Dauerreformen steht dort: „So umfassend und durchgreifend wie in der Bildung renoviert die Politik jedoch auf keiner anderen deutschen Reformbaustelle. Der Grund ist einfach: Auf die Schulen kann die öffentliche Hand direkt zugreifen. Genau das hat sie getan (…) Gleichzeitig hat die Öffentlichkeit das Gefühl, es passiere noch immer viel zu wenig, und macht den Politikern Druck. So dreht sich die Reformspirale immer schneller.“

weiter unten im Text dann das Dilemma der Schulen:
„Kaum jemand in der Schulverwaltung scheint alle Reformen zusammen in den Blick zu nehmen. So muss es misslingen, die Schulzeit zu verkürzen, den Unterricht zu verdichten und gleichzeitig lernschwache Schüler zu fördern.“

und am Ende des Artikels noch als Fazit:
„Kein Stopp der Reformen also, aber eine Art Moratorium. Bevor die Bildungspolitik weitere Neuerungen ausprobiert, sollte sie prüfen, welche der bisherigen sich als sinnvoll erweisen. Zehn bis fünfzehn Jahre dauere es, schätzte der ehemalige Pisa-Koordinator Jürgen Baumert einmal, bis Schulreformen Früchte tragen.“

Wenn ich da gerade so an manche Neuerung denke, die es in den letzten Jahren gegeben hat. Da wurde im Rahmen des Modellversuchs Europäisches Gymnasium das Fach Natur und Technik ausprobiert und dann sofort im neuen Lehrplan eingebaut, ehe das Modellprojekt vollständig durch war…
Da haben sich Kommissionen lange für einen neuen Lehrplan für das G9 zusammengesetzt und sogar an vielen Stellen darauf geachtet, dass die einzelnen Fächer sich ergänzen. Für meine Fächer Bio/Chemie wurden sinnvoll Inhalte verändert und umgestellt und dann wird mal schnell das G8 vom Zaun gebrochen, eine neue Stundentafel dazu eingeführt und den Lehrplan mal eben so kurz auf die kürzere Zeit umverteilt…

Im Gegensatz zu vielen Kollegen und allen Klischees bin ich ein Freund von Reformen, aber der eingeschlagene Weg erscheint mir falsch. In meiner Foschungstätigkeit an der Uni habe ich vom Leiter meiner Arbeitsgruppe gelernt, dass man immer erst ein Ziel/eine Frage braucht, die man lösen will und sich dann eine Strategie zur Lösung überlegt. Je nach Erfolg muss man die Strategie verfeinern oder verwerfen und eine neue Methode suchen.
Bei vielen Reformvorhaben vermisse ich das (erkennbare) Ziel oder die (erkennbare) Bereitschaft die Mittel zur Verfügung zu stellen oder man hat den Weg zum Ziel nicht konsequent umgesetzt. Ich bin mir sicher, dass es möglich ist, mit nur 8 Jahren Gymnasium ein hochwertiges Abi zu erwerben. Das wäre vermutlich sogar mit zum G9 vergeichbarer Wochenstundenzahl pro Jahr und damit vergleichbarer Schülerbelastung möglich. Dafür hätte man aber Inhalte und nutzlose Dubletten streichen müssen. Da hätte man dann vielleicht an manchen Besitzständen oder Traditionen anecken müssen und das wollte man scheinbar nicht auch noch riskieren. Was mich persönlich besonders stresst ist das ständige Herumdoktorn in winzigen Schritten an den gleichen Problemen. Einmal ordentlich wäre bestimmt weniger anstrengend.

Nachdem ich auch erst vor kurzer Zeit an einem Elternabend damit konfrontiert wurde, dass in Biologie die Evolutionstheorie im Widerspruch zu den religiösen Gedanken von Eltern stehen kann, wurde ich heute durch diesen Artikel in der Süddeutschen Zeitung daran erinnert. Darin abgedruckt ist ein Interview mit dem britischen Historiker John van Wyhe, der das komplette Werk von Darwin (inklusive Tagebüche usw.) unter der URL http://darwin-online.org.uk ins Netz gestellt hat.

Im (bei der SZ abgedruckten Interview) sagt van Wyhe zur Probelmatik Schöpfung gegenüber Evolution: „Zu Darwins Zeit war die Vorstellung, es habe nur eine Schöpfung gegeben, unter Wissenschaftlern schon lächerlich. Dabei waren diese Leute alle ernsthafte Christen, die glaubten, Gott habe die Welt erschaffen – aber mehrmals geändert. Das spiegelte die Fossiliengeschichte für sie wieder.“ und in der nächsten Antwort „Darwin hat diese Vorstellung nur etwas verändert. Was aussah wie viele neue Schöpfungen war für ihn ein einziger, langer Prozess, bei dem sich aus einer Art neue Arten entwickelten.“

Laut dem oben zitierten Interview glaubte Darwin wohl an einen Schöpfer, der Regeln für den weiteren Verlauf der Entwicklung festgelegt hat, nach denen sich seit der Schöpfung das Leben abspielt und verändert. Diese Ansicht ist für mich viel eher nachvollziehbar als reiner Kreationismus, der die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse leugnet, aber auch besser nachvollziehbar als reine Naturwissenschaft ohne Gott, die viele komplexe Probleme nicht zu erklären vermag.

Unter der Überschrift 45 Minuten sind nicht genug findet man bei bildungsklick.de mit einer wissenschaftlichen Studie untermauert, was Lehrer schon lange sagen: In 45 Minuten kriegt man nur mit Mühe eine „runde Stunde“ (d.h. Einleitungsphase, Erarbeitungsphase und Sicherungs-/Vertiefugs-/Verallgemeinerungsphase) unter. Gerade die wichtige Schlussphase zur Sicherung und Vertiefung des neuen Stoffes kommt bei Zeitmangel zu kurz. Gezeigt wurde das anhand von Physikunterricht. Vermutlich trifft es jedoch auch auf andere Fächer gleichermaßen zu.

Zudem verliert man bei kürzeren Stunden prozentual mehr Unterichtszeit durch organisatorische Tätigkeiten. Raum- und Lehrerwechsel erfordern Zeit, die nicht für Unterricht zur Verfügung steht. Bei 45-Minutentakt ohne Pause zwischen den Stunden hat man vielleicht 40 bis 42 Minuten Zeit pro Unterrichtsstunde. Zieht man noch Zeit zum Hausaufgaben anschreiben/angeben ab, so bleiben ca. 40 Minuten für wirklichen Unterricht.

Die Erfahrung zeigt aber auch, dass 90 Minuten längere Entspannungsphasen benötigen, die ebenfalls wieder das Zeitbudget beeinträchtigen. Vielleicht wären ja 60/65/70 Minuten ein guter Kompromiss. Dazu noch kurze 5-Minutenpausen nach der 1. und 3. Stunde, sowie zwei längere nach der 2. und 4. Stunde.

Nachdem im Moment allerdings der Stundeplan uns die Stundentafeln auf 45-Minuten-Basis erstellt sind, müsste hier eine Anpassung erfolgen. Ein Schulvormittag hat (je nach Stundenlänge) nur noch 4 oder 5 Schulstunden statt 6. Dafür ist die effektive Arbeitszeit pro Unterrichtsstunde höher. Statt 5 Stunden Mathe pro Woche sind somit bestimmt 4 Stunden pro Woche ausreichend…
Bei den Zweistündigen Fächern (Biologie, Erdkunde, Geschichte…) müsste man vielleicht auf 1,5 Stunden (und damit aufwändigere Lösungen wie 2 Stunden/Woche und 1 Stunde/Woche im Wechsel oder ähnliche Lösungen) reduzieren…
Es gäbe viel zu ändern und bestimmt viel Streit um die neuen Stundenbudgets für die einzelnen Fächer. Damit gehe ich davon aus, dass so eine Änderung nicht so schnell kommen wird.

Achte auf Deine Gedanken,
denn sie werden Deine Worte.

Achte auf Deine Worte,
denn sie werden Handlungen.

Achte auf Deine Handlungen,
denn sie werden Gewohnheiten.

Achte auf Deine Gewohnheiten,
denn sie werden Dein Charakter.

Achte auf Deinen Charakter,
denn er wird Dein Schicksal!

(Talmund)

Mit diesen Worten als Einführung begann heute eine Fortbildung an „meiner Schule“.
Von der Direktorin A. Dahner der St. Irmengard-Realschule in GAP wurde uns heute das dort (gemeinsam mit dem St. Irmengard-Gymnasium) erarbeitete Konzept Z(eit) F(ür) U(ns) vorgestellt. Eine -meiner Meinung nach- interessante Möglichkeit die SchülerInnen mehr an der Schule zu beteiligen und Probleme in den Klassen zu lösen:

Es gibt eine Stunde pro Woche als ZFU-Stunde. Diese Stunde wandert im Stundenplan jede Schulwoche eine Stunde weiter (Montag 1. Std -> Montag 2. Std…. -> Freitag 5 Std.). In dieser Stunde hat die Klasse die Möglichkeit mit dem Lehrer der jeweiligen Stunde als Aufsicht oder Berater ein Problem zu besprechen oder im Klassenverband ein Projekt zu planen usw.
Was in dieser Stunde gemacht/besprochen werden soll, muss rechtzeitig vorher schriftlich von der Klasse mitgeteilt werden. Zur Koordination und als Ansprechpartner gibt es in jeder Klasse zwei SchülerInnen als ZFU-Assistenten. Das „Problem/Anliegen“ soll innerhalb der einen Schulstunde mit dem Ziel einer Lösung von der Klasse bearbeitet werden. Über die Stunde wird von der Klasse jedes mal (durchrollierend) ein Ergebnisprotokoll in einem „ZFU-Buch“ der Klasse geführt.
Liegt kein Vorschlag vor, wird die Zeit nicht genutzt oder ist eine Durchführung durch mangelnde Mitarbeit nicht möglich…, so wird Unterricht nach Stundenplan gehalten.

Laut Bericht der mit angereisten Schülerinnen einer 10. Klasse wurden in diesen Stunden von Planung für Schulfeiern, Hilfsaktionen über Klassenzimmer und Schulhausgestaltung bis zur Lösung von Klassenkonflikten und Mobbing bereits die verschiedensten Angelegenheiten behandelt.
Beim Durchblättern der drei mitgebrachten ZFU-Protokollbücher verschiedener Jahrgangsstufen konnten wir uns auch davon überzeugen, dass tatsächlich eine große Bandbreite an Themen darin enthalten war. Bei den kleinen Problemen des Jacken-Aufhängens über „Gedankenaustausch“ mit Lehrkräften über deren Unterricht und die gegenseitigen Erwarungen bis hin zur Gestaltung der Abschlussklassen-T-Shirts bei den Zehnklässlern war alles Mögliche dabei.

Ich halte diesen Ansatz für pädagogisch und organisatorisch interessant, da hierbei die SchülerInnen in diesen Stunden ihr organisatorisches Geschick weiterentwickeln können, die Schule aktiv mitgestalten können sowie sinnvolle Konfliktbewältigung, Kritikfähigkeit und gute Rede/Zuhörfähigkeit trainieren. Organisatorisch bündeln sich die Aktivitäten in einer Stunde pro Woche und die anderen Stunden bleiben davon frei, sodass man in der Bilanz vielleicht sogar Unterichtszeit für solche Aufgaben spart. Zudem sind alle KollegInnen beteiligt und nicht nur die Klassleiter, der Einsatz verteilt nach Unterichtsdeputat gestaffelt auf alle Schultern und der Unterichtsausfall gleichmäßig auf alle Stunden im Stundenplan. Wenn die Schüler nach einiger Zeit mit ZFU vertraut sind, können sie vielleicht auch viele Aufgaben und Probleme selbst lösen, die sonst mit viel Aufwand und Hilfe durch einen Lehrer gelöst werden müssen.

Fällt die ZFU-Stunde auf die 6. Stunde, so wird eine ZFL(Zeit für Lehrer)-Stunde gehalten. Die Schüler haben unterrichtsfrei und die Lehrer die Möglichkeit je nach Bedarf diese Stunde zu nutzen. Für Fortbildung, Austausch, organisatorisches….

Nein, hier geht es nicht um gepflegte bayrische Gastlichkeit, sondern um die Lehrer, die für ein Jahr die Schule verlassen durften, um in einem Betrieb zu arbeiten. Unter oben genanntem Titel gab es einen Artikel im Bayernteil der Süddeutschen.
Interessant finde ich, dass beide Seiten betonen, davon profitiert zu haben. Die Firmen loben die hohe Motivation und die Beratungs- und pädagogische Kompetenz der teilnehmenden Lehrkräfte.Noch interessanter ist aber die Beschreibung der Lehrereindrücke: „Besonders beeindruckt hat sie die Personalführung in den Betrieben, die umfangreichen Weiterbildungsangebote auch für Führungskräfte, die Arbeit im Team und flache Hierarchien“ (Süddeutsche Zeitung, Wochenende 14/15.10.06)

Was kann man in diese Sätze hineininterpretieren?

  • Lehrer sind quailfizierter und motvierter als ihr Ruf? (Zumindest die, die an solchen Programmen teilnehmen)
    Das mit den guten Kollegen hat mich nicht überrascht, denn davon kenne ich viele. (Leider kenne ich auch von den unmotivierten welche, aber die würden nei an solchen Programmen teilnehmen)
  • Firmen haben bessere Leiter als Schulen?
    Naja, das halte ich nicht für grundsätzlich so üblich, aber der Weg zum Chef ist in Firmen vielleicht etwas besser zur Auswahl geeignet als an Schulen. Zudem werden schlechte Chefs in der Wirtschaft entlassen, was im Schuldienst nur bei sehr groben Verfehlungen droht.
  • Die Bürokratie in Firmen ist weniger ausgeprägt als an Schulen?
    Das mag in vielen Fällen zutreffen, aber auch da habe ich schon andere Dinge gehört, vor allem von großen Firmen. Was aber wirklich bitter ist, ist die Etat-Regelung an Schulen. Da kann es schon mal passieren, dass man beispielsweise noch Geld für Möbel hätte, die man nicht sofort braucht, aber keines mehr für eine andere Neuanschaffung, die dringend ist. Leider kann man das dann nicht einfach umverteilen, weil vom Möbeletat nur Möbel gekauft werden dürfen…
  • In der Schule ist keine Teamarbeit möglich?
    Na da sind die Leute aber selber schuld. Eigentlich wäre die Zusammenarbeit ja sogar von den Vorschriften gefordert. Die Möglichkeiten gibts durchaus. Ich kenne auch Kollegen, die gemeinsam Unterricht vorbereiten…

Ein gelungenes Beispiel wie man aus einer Mücke einen Elefanten machen kann:

„PINKEL-DEBATTE IN NORWEGEN“
Wann ist ein Mann ein Mann?
Von Bernhard Hübner
Ein skurriler Streit um ein Schulklo entzweit Norwegen: Eine Schulleiterin führte an ihrer Grundschule Unisex-Toiletten ein und bat alle Eltern, ihre Söhne zum Urinieren im Sitzen zu ermuntern. Doch sie hatte nicht mit den Pinkel-Vorlieben einiger Mütter gerechnet.
[Zitat von Spiegel online]
Den ganzen Artikel bei Spiegel-online lesen

Schön, wenn man an dieser Schule Unisex-Toiletten hat. Endlich der nächste Schritt der Gleichmacherei erreicht (manche bezeichnen sowas fälschlicherweise als Emanzipation, aber Emanzipation bedeutet Gleichberechtigung). Ich halte es persönlich wirklich nicht für sinnvoll, das Urninal abzuschaffen. Für eine Frau vielelicht schwer nachvollziehbar, ist es als Mann einfach angenehmer dort im Stehen zu pinkeln. Bei richtiger Nutzung und vernünftiger Form des Urinals spritzt auch nix daneben. Man bringt mehr davon in einem Raum unter als Schüsseln mit Kabine. Es gibt also eigentlich genug gute Gründe für getrennte Toiletten und verschiedene Einrichtung derselben.
Trotzdem hätte man das Problem vielleicht auch ohne Beteiligung der Medien einfacher lösen können.

Wie ich gerade in diesem Artikel bei spiegel-online gelesen habe, ist eine bundesweite Datenbank für Schüler geplant:

„Jeder Schüler soll für seine gesamte Schullaufbahn eine persönliche Identitätsnummer (ID) bekommen. Gespeichert werden etwa Angaben zur Sprache der Familie und zu Schulproblemen, die Nummer sollen Schüler auch bei Schul- und Wohnortwechsel behalten.
Die personenbezogenen Daten sollen anonym in ein „nationales Bildungsregister“ einfließen und unter anderem Aufschluss über soziale und nationale Herkunft sowie Bildungserfolg geben. Gesammelt werden sollen die Daten möglichst schon vor der Einschulung eines Schülers bis in das spätere Studium hinein und auch an privaten und beruflichen Schulen. Darauf haben sich die Schul-Amtschefs der 16 Länderministerien verständigt. Bei der „Datengewinnungsstrategie“ gehe es um „Steuerungswissen“, um genügend Bildungsangebote zur Verfügung zu stellen oder Längsschnittstudien über den Schulerfolg zu machen, heißt es zur Begründung.“

Ich sehe in diesem Vorhaben viel Arbeit bei der Datenerfassung und damit hohe Kosten gegenüber zweifelhaftem Nutzen. Was will man damit für Statistiken erstellen? Wozu bennötigt man neue Statistiken, wenn man bisher nicht einmal die derzeitigen Möglichkeiten nutzt… – Oder wie kann man sonst von Übertrittzahlen von Grundschulen auf weiterführende Schulen überrascht werden und keine Räume oder zu wenig Personal haben, wo doch die Schülerzahlen der Grundschulen bestimmt bereits jetzt erfasst werden.
Zudem halte ich es sehr bedenklich, wenn man solche Datensätze zentral speichert. Es muss ja irgendwie möglich sein, darauf zuzugreifen, um sie zu verändern bzw. zu aktualisieren. Wer kann da garantieren, dass man nur die Daten liest, die man wirklich im Moment braucht und dass die Daten nicht in falsche Hände geraten?

Wie in diesem Interview mit Wolfgang Tieze bei ZEIT – online zu lesen ist, haben Ausgaben für Bildung eine ziemlich gute Rendite: „Eine berühmte amerikanische Langzeituntersuchung zeigt, dass jeder Dollar, den der Staat in eine gute Kindergartenerziehung investiert, sieben Dollar Rendite abwirft. Die Kinder sind besser in der Schule, sie haben später bessere Jobs, zahlen mehr Steuern, sind seltener kriminell.“
Da finde ich es doch richtig weitsichtig, dass man bei uns in Deutschland ausgerechnet für den Kindergartenplatz zahlen muss, aber die Schule dann umsonst ist. Anderseits glaube ich nicht, dass alles nur eine Frage von Geld ist. Wenn ich sehe, wo im Bildungsbereich Geld verschleudert wird und wo man spart (um dabei anschließend noch höhere Kosten zu produzieren), dann wäre sicher auch mit dem vorhandenen Budget schon mehr erreichbar.
Vielleicht sollte man für manche Dinge einfach mehr persönliche Verantwortlichkeit und mehr Entscheidungfreiheit zulassen. Man kann ja dann meinetwegen kontrollieren und die Menschen zur Rechenschaft ziehen, wenn sie Missbrauch der Geldmittel oder Entscheidungmöglichkeiten machen. Aber wenn ich bedenke, wie viel Papier ich ausfülle, um eine Packung Büroklammern zu kaufen und trotzdem unnütze Chemikalien für viel Geld kaufen könnte, ohne dass es jemandem auffällt (weil die vielen Papiere bestimmt keiner genau liest solange alles normal läuft), dann ist das Prinzip doch falsch.
Wenn ich Kinder mit ungeschultem Personal ohne Dokumentation verwalte statt erziehe, aber jeden kleinen Einkauf dokumentiere, dann ist das IMHO auch der falsche Weg. Solange es mehr Vorschriften und Kontrollen dafür gibt, ob der Bau in Ordnung ist als dafür, ob die Arbeit im Gebäude gut ist… und vor allem solange gute Arbeit nicht anerkannt und gewürdigt wird, wird sich da leider wenig ändern.