heute Vormittag habe ich bei einen Artikel gelesen, dessen Inhalt mich vollkommen fassungslos macht:

Nicht dass es mich erstaunen würde, dass die Verlage weiterhin alles versuchen, um aus ihren alten Materialien noch Kapital zu schlagen oder neu aufgemachte Dinge teuer zu verkaufen…
Leider erstaunt es mich auch kaum, dass es offensichtlich im Bildungssektor keinem der verantwortlichen Politiker auffällt, was er da unterschrieben hat, wenn sogar ich beim einmaligem Lesen der jetzt veröffentlichten Vertragsbedingungen schwere Bedenken hinsichtlich der Verhältnismäßgkeit und Rechtmäßgkeit habe. Mir ist jedenfalls folgendes unklar:

  • Warum erlaube ich einem Firmenvertreter der anderen Vertragspartei, meine Computer mit einer Software zu durchsuchen? (bzw. verpflichte sogar meine Mitarbeiter diese Software zu installieren)
  • Warum lege ich mich als Staat bereits vertraglich fest, was bei Verstößen passieren soll? (Diziplinarische Maßnahmen)
  • Warum informiere ich die Schulen nicht angemessen über die Verträge?
  • Warum gelten Datenschutz und Mitbestimmungsrechte plötzlich nicht mehr, wo es um einfache Kontrollmaßnahmen geht?

In jedem Fall muss man sich so kaum wundern, wenn die Beamer und Whiteboards im Unterricht nicht noch mehr genutzt werden, wenn in Zukunft jeder Kollege Angst haben muss, dass er wegen Digitalisierung einer Druckkopiervorlage belangt wird, die auf einem Computer entdeckt wird…

Vielleicht sollte man in Zukunft eher in diese Richtung planen:

  • Für ein Schulbuch, das an einer Schule verwendet wird sind alle Kopien und digitale Verwendungen von Abbildungen und Texten aus dem Buch im Preis der Anschaffung eines Klassensatzes Schülerbücher enthalten
  • Für Kopien aus anderen Quellen gibt es weiterhin Beschränkungen und eine pauschale Abgabe
  • Es wird generell im Urherberrecht nicht mehr zwischen digitaler und Papierkopie unterschieden. Jede Kopiervorlage kann auch digital gespeichert und bearbeitet werden. Das Recht auch mit dem Computer zu tun, was mit Schere und Kopierer erlaubt ist, ist im Preis und in der Abgabe fär Kopierer und Scanner enthalten.
  • Für Filme und Bilder wird Unterricht generell als „Nicht-Öffentliche-Vorführung“ festgesetzt. Somit können auch gekaufte Filme und Aufnahmen aus dem TV ohne Probleme eingesetzt werden.

Damit wäre dann endlich eine klare Regelung für Schulen da, die auch ohne Juristen zur Auslegung funktionieren sollte. Zudem wäre es auch bei den Anschaffungen transparenter, wenn man wirklich nur noch Preise vergleichen muss und nicht auch noch seitenlangen, klein geschiebene Nutzungsbedingungen.

Ein Interview mit Finnlands Bildungsministerin Henna Virkkunen findet man in der Süddeutschen Zeitung vom 27. Dezember.
Interessant fand ich erst mal diese Betrachtung. Bei uns wird ja immer so getan als ob alles immer und jederzeit Spaß machen muss, obwohl Lernen teilweise monotone Arbeit ist.

SZ: Wie aussagekräftig ist Pisa?

Virkkunen: Es werden nur einige Bereiche gemessen, aber dies sind die entscheidenden. Lesen, Naturwissenschaften, Mathe – das sind die Grundvoraussetzungen, die wir abdecken müssen. Doch gibt es natürlich viele Sachen, die Pisa nicht untersucht. Wie Glück und Zufriedenheit der Schüler zum Beispiel.

Das wahre Geheimnis des Erfolgs ist aber vermutlich genau das hier:

SZ: Wie unterscheidet sich Finnlands Schulpolitik von anderen Ländern?

Virkkunen: Wir haben einen breiten Konsens zwischen den Parteien, wenn es um die Bildung geht. Kleinere Unterschiede gibt es natürlich, aber im Wesentlichen sind wir uns einig. In anderen Ländern kann man manchmal beobachten, dass bei jedem Regierungswechsel versucht wird, das System umzukrempeln. Bei uns ist das nicht so. Darum bleibt den Lehrern ausreichend Zeit für ihre eigentliche Arbeit, weil sie sich nicht ständig mit Reformen befassen müssen.

Ich habe in den letzten 10 Jahren jedes Jahr kleinere und größere Änderungen in den Lehrplänen oder der Schulordnung mitgemacht. Nachdem wir leider auch im Gegensatz zu den Finnen keine Assistenten zur Förderung von schwächeren Schülern und zudem große Klassen und viel Verwaltungskram zu erledigen haben, bleibt uns manchmal wirklich nicht die Zeit, die wir gerne für unsere eigentliche Arbeit hätten.

Heute hab ich mich zuerst köstlich amüsiert, als ich bei Spiegel online den Artikel „Lernidyll mit Seeblick“ über das Ammerseegymnasium gelesen habe.
Der Autor war wohl nie länger als ein paar Stunden vor Ort, ehe er den Artikel geschrieben hat.
Natürlich ist das Ammerseegymnasium ein schönes Gebäude und der Seeblick von der Terrasse ist wirklich genial. Leider hat die moderne, helle und schöne Konstruktion auch ein paar Nachteile wie die fehlende Klimatisierung oder starke Hallneigung, die man eben als Personal oder Schüler auch nebenbei miterleben darf.
Dass ein Gymnasium genau hier gebaut wurde, hat eher mit praktischen Überlegungen zu tun. Bevor man die beiden großen Landkreisgymnasien in Landsberg zu Riesenschulen erweitert oder die Schüler vom Ammersee in den Nachbarlandkeis an ein ebenfalls mehr als gut ausgefülltes großes Gymnasium in Weilheim transportiert, hat man besser einen Neubau erstellt. Verkehrsgünstig war es, die größte Gemeinde (also Dießen) zu wählen und dort den Seestandort, weil man dann alle Schüler vom Westufer mit der Bahnlinie transportieren kann.
Wenn man dann auch noch behauptet, dass es im Landkreis allen so gut geht und zwischen den Zeilen andeutet, dass hier jeder ein großes Auto und ein Boot hat, hat man die Gegend wirklich kaum gesehen.
Ich lebe hier und kenne sowohl mehr Leute mit kleinen Autos und ohne Boot als Bootsbesitzer als auch mehr Leute, die auf ihre Ausgaben achten müssen als welche, die keine Geldprobleme haben. Natürlich gibt es hier auch reiche Villenbesitzer, aber eben auch viele, die aus kleinen Arbeiterverhälnissen oder kleinen landwirtschaftlichen Betrieben stammen.

Nach den tödlichen Schlägen am Bahnhof Solln für einen Mann, der mit seinem Leben bezahlt hat, dass er vier Kinder in der S-Bahn vor drei Jugendlichen geschützt hat, haben wir wieder mal dieselben Reaktionen in der Presse gelesen: Mehr Überwachungskameras, höhere Strafen für jugendliche Täter… als ob jemand im Moment der Tat wirklich an die Folgen denkt…
Verhindert werden hätte die Tat wohl nur dann werden können, wenn die Passanten in Zug und Bahnsteig alle zusammengeholfen hätten, oder wenn die telefonisch verständigte Polizei vorher und nicht nachher da gewesen wäre, oder wenn es irgendjemandem gelungen wäre, den Tätern in 17 bzw. 18 Jahren ihres Lebens ein soziales Verhalten beizubringen.

Heute wieder einmal ein Amoklauf an eine Schule. Ich warte auf die Forderungen nach mehr Überwachung, mehr Aufmerksamkeit, besseren Notfallplänen, Verbot von Killerspielen…
Wie passend, dass wir morgen (bereits vorher geplant) im Rahmen einer Fortbildung über die neuen Notfallpläne für solche Fälle an meiner Schule informiert werden sollen.
Für mich als Lehrer stellt sich aber eher die Frage, wie ich potentielle Täter rechtzeitig vorher erkennen kann, denn Einzelgänger, Computerspieler usw. gibt es viele an unseren Schulen. Noch viel mehr sollte uns aber beschäftigen, wie wir in Familien und Schulen allen Kindern eine interessantere Zukunftsperspektive zeigen können als auf diese Weise traurige Berühmtheit zu werden. Dasselbe wie meinem Kollegen Hockey in seinem Blogeintrag Gymnasial ging mir auch schon durch den Kopf: Die Amokläufer besuchen fast immer Gymnasien. Da hoffe ich doch jetzt, dass keiner auf die Idee kommt, die Gymnasien abzuschaffen so wie man immer die Computerspiele verbieten will, die gespielt wurden.

Als ich den Artikel „Die Klassenfrage“ in der Süddeutschen gelesen habe, war mir schon klar, dass die Diskussion um das Thema „Sitzenbleiben“ jetzt wieder überall geführt wird.
Als Lehrer kann ich leider nur bestätigen, dass in vielen Fällen das Wiederholungsjahr zu wenig zum Schließen der Lücken genutzt wird und damit kaum Effekt zeigt. Manchmal hilft es aber auch bei der Arbeitshaltung, dass jemand aus seiner „Null-Bock-Clique“ herauskommt und er beim Wiederholen Freude an der eigenen Leistung entwickelt. Dann hat es sich gelohnt.
Leider wissen wir vorher nicht, wie es sich entwickelt, denn die schulische Leistung hängt nicht nur von der persönlichen Eignung für diesen Schultyp oder den gewählten Ausbildungszweig ab, sondern auch von den Lehrkräften, die in diesem Jahr unterrichten, aber auch ganz besonders von der eigenen Einstellung des Schülers und seinem sozialen Umfeld. Auch ein guter Lehrer tut sich schwer mit irgendeiner Methode, nachhaltigen Kenntniszuwachs beim Schüler zu erreichen, wenn diese kein Interesse für gar nichts aufbringt sobald es mit einer leichten Anstrengung verbunden ist.
Eine tolle Sache finde ich das „Vorrücken auf Probe“, weil es bei vielen den Ehrgeiz weckt im neuen Schuljahr zu zeigen, dass man in diese Klasse gehört und nicht zurück muss. Leider hilft es auch nur dann, wenn man als Lehrer rechtzeitig für diese Situation sorgt, wo ein Schüler jetzt arbeiten muss, wenn andere Maßnahmen nicht gegriffen haben. Nach fünf Jahren „durchschieben“ in der Fremdsprache oder in Mathe sind die Lücken vermutlich zu groß, um hier auf die Schnelle den Anschluss wieder zu finden.
Aus meiner Sicht wäre das beste, wenn wir für schlechte Schüler zusätzliche Stunden in dem Fach anbieten könnten, in dem sie schlechter als zufrieden stellend sind. Das würde schwächere Schüler wirklich fördern und bequeme Schüler würden dann versuchen wenigstens die Note drei zu erreichen, um diese Zusatzstunden zu vermeiden. Nur braucht man für diese Stunden Räume, qualifiziertes Personal und Geld. Dummerweise fehlt es gerade an diesen drei Resourcen in den Schulen. Die Idee an sich gibt es ja so ähnlich schon mit den Intensivierungsstunden an den bayrischen Gymnasien, aber die Rahmenbedingungen dafür sind nicht so günstig, wie sie sein müssten, um wirklich private Nachhilfe oder Durchfallen abzuschaffen.

Gerade geistert wieder einmal eine sinnvolle Studie durch die Medien. Laut dieser Studie von 1997(!) sind die Abiturnoten der Lehramtsstudenten vor allem bei Real-, Haupt- und Grundschule schlechter als bei den Studenten, die in die Wirtschaft gehen.
Nett fand ich den Absatz in diesem Artikel in die Zeit.

Jeder aber, der genauer hinschaut, stellt fest: Lehrer sind nicht nur besser als ihr Ruf; ihr Ruf ist auch viel besser, als es Zeitungen und Fernsehsendungen vorgeben. Zwei Beispiele mögen das belegen: Erstens kann man die Studie über die angeblich schwachen Abiturienten, die Lehrer werden, auch ganz anders lesen, nämlich so: Die Gymnasiallehrer haben mindestens so gute Abiturnoten wie jene, die ein Diplom in der Tasche haben, und sogar bessere als die Magisterabsolventen!

Meiner persönlichen Erfahrung nach gibt es wirklich viele Lehrer, die nicht die besten Schüler waren. Aber meine Erfahrung als Lehrer zeigt mir auch, dass meist nicht die Klassenbesten in den Noten auch die mit der besten Sozialkompetenz sind. Deshalb sind die Schülersprecher auch oft keine wirklich überragenden Schüler, aber sie können andere für gute Dinge begeistern. Ich muss als Lehrer kein Musterabiturient gewesen sein. Es ist besser, wenn ich von meinem Fach genug Ahnung und Überblick für den Unterricht habe, aber Schüler mit meiner Begeisterung anstecken kann als lexikalisches Wissen ohne Begeisterung vorzutragen. Natürlich ist Fachkompetenz wichtig, aber es ist eben nur ein Aspekt des guten Lehrers und es soll ja auch Leute geben, die nach mäßigem Abitur einen tollen Uniabschluss machen.

Heute standen in einer Presseerklärung des BLLV-Vorsitzenden Wenzel die beiden folgenden Aussagen:

„Die Grundschule ist die beste Schule, die wir haben. Ich verstehe nicht, warum wir damit nach nur vier Jahren aufhören und Kinder in ein Korsett zwingen, das den meisten von ihnen nicht passt.“  

„Es ist geradezu paradox, dass Schülerinnen und Schüler die Grundschule nur vier Jahre lang besuchen, um dann auf eine weiterführende Schule zu wechseln, wo sich die Situation schlagartig ändert und Leistungen deutlich unter internationale Vergleichsmaßstäbe fallen“

Vielleicht sind wir ja nur deshalb anders platziert, weil mehrere Länder, die bei PISA vor oder hinter uns lagen nicht bei IGLU mitgemacht haben…Vielleicht ist es aber auch nur so, dass die Unterschiede sich im Laufe der Jahre verstärken. Untersuchungen haben schließlich gezeigt, dass gute Schüler von gutem Unterricht mehr profitieren als schlechte. Auch schlechte Schüler werden dabei besser als bei schlechtem Unterricht, aber die Schere geht trotzdem immer weiter auf. Der Unterschied zwischen den Kindern muss also steigen, wenn man später prüft – außer es wären alle Schüler und alle Schulen weltweit gleich gut oder gleich schlecht. Lernen baut schließlich immer auf vorher Gelerntem auf. Entsprechend vergrößern sich die Unterschiede immer mehr. Das gilt bereits für die großen Unterschiede bei der Einschulung hinsichtlich Vorkenntnissen, Fähigkeiten und Lernmotivation. Vor allem bei der Lernmotivation scheint die Pubertät die Schere noch einmal weit zu öffnen. Diese Phase kriegen die Grundschulen kaum mit.
Leider zeigt meine persönliche Erfahrung auch, dass manche Schüler mit Empfehlung/Übertrittszeugnis an weiterführende Schulen wechseln, die nicht über entsprechende Grundkenntnisse in Mathematik oder Deutsch verfügen, um dort bestehen zu können. Sollen wir sie solchen Grundschulen dann 6 Jahre ausliefern?
Meine persönliche Überzeugung ist immer noch, dass es nicht an eingliedrig oder mehrgliedrig liegt, sondern nur an der Umsetzung von Schule innerhalb des jeweiligen Systems und an der Unterstützung der Bildung durch Eltern und Gesellschaft.  Wie erklärt man sonst, dass Bayern und Finnland ähnliche Test-Ergebnisse liefern, obwohl das Schulsystem kaum verschiedener sein könnte. Vielleicht arbeiten wir erst mal an besseren Lernbedingungen in den vorhandenen Schulen, ehe wir nach jeder Studie wieder die Strukturdebatte führen.

„Schule ist die große Gleichmacherin“ ist der Titel für ein Interview mit dem Erziehungswissenschaftler Jürgen Baumert in Die Zeit.

Die Leistungskurven der Kinder aus unterschiedlichen Sozialschichten verliefen während der Schulzeit parallel. Erst in den Ferien, wenn die Kinder nur dem Einfluss der Familie und Nachbarschaft ausgesetzt waren, gingen sie auseinander. Eine Untersuchung, die wir kürzlich in Berlin durchgeführt haben, belegt diesen Sommerlocheffekt auch für die kurzen deutschen Ferien: Kinder aus sozial benachteiligten Schichten und Zuwanderer lernen in dieser Zeit weniger dazu als Schulkameraden aus begüterten Schichten.

Keine Frage, es gibt eine vom Schulsystem produzierte Ungerechtigkeit, und in Deutschland ist sie besonders hoch. Aber auch in anderen Ländern wird man seine Familie nicht los. Selbst im egalitären Schweden trennen sich nach der neunjährigen Grundschule die Bildungswege der Sozialschichten. Die eigentliche Frage ist, ob die sozialen Unterschiede kleiner werden, wenn die Trennung später erfolgt.
Viele Befunde sprechen dafür. Je früher differenziert wird, desto unklarer sind die Prognosen, desto größer ist der Einfluss der Eltern bei der Übergangsentscheidung und desto länger wirken die unterschiedlichen Milieus, die sich in den Schulformen herausbilden.

Für mich klingt das ja fast wie ein Plädoyer für die Abschaffung der Ferien für Kinder aus bildungsfremdem Eltenhaus. 😉

Aus meiner Sicht wird die Reformdebatte immer zu sehr darauf verengt, dass in Deutschland die Abiturienten nicht gleichmäßig aus allen Schichten kommen und man das ändern kann, indem man die Einheitsschule einführt. Debei verbessern sich dadurch nur die Quoten, aber es gibt immer noch deutliche Unterschiede. Besonders viel würde man vermutlich mit vernünfigter Frühförderung und besseren Eltern erreichen. Ist nur noch die Frage, wie man die Eltern dazu kriegt, mit ihren Kindern dort teilzunehmen. Gratis in den Kindergarten wäre ja immerhin schon mal ein Anfang.

Immer wieder wird gefordert, dass man die Hauptschule abschaffen soll, weil man ala Hauptschüler sowieso keine Chance auf einen Ausbildungsplatz hat und sich an dieser Schule sowieso nur alle Problemfälle treffen…

Ich sehe diese Entwicklung sehr problematisch. Wenn man ein außen gegliedertes Schulwesen beibehält, dann muss es auch eine Schule für Schüler mit vorwiegend praktischen Fähigkeiten geben, die auf das Berufsleben vorbereitet. Mit der Einführung der neuen IIIa/b Zweige an der Realschule im Zuge der R6 in Bayern hat man den Kunst-/Werken- Zweig fast abgschafft, den vorher SchülerInnen wählen konnten, die eher praktisch als sprachlich-mathematisch begabt sind. Solange man den IIIb Zweig mit Kunst/Werken nur noch anbieten kann, wenn man auch den IIIa Zweig mit Französisch anbietet, wird es diesen Zweig nur an großen Schulen geben können. An kleinen Schulen müsste man sonst zu kleine Klassen bilden und das darf man nicht (Für alle, die es nicht wissen: Es gibt eine Formel, nach der die Schule Lehrerstunden zum Verteilen zugeteilt bekommt. Dabei kommt etwa heraus, dass man eine Stunde Unterricht je Schüler bekommt. Für 30 Stunden Unterricht pro Woche in einer Klasse braucht man also etwa 30 Schüler, die diesen besuchen).
Wenn man also die Hauptschule abschafft, dann muss man Alternativen anbieten können. Die Hoffnung, dass sich die Probleme der Lernverweigerer, Schulschwänzer und sonstiger Problemfälle einfach lösen, wenn man die Hauptschule abschafft, an der diese meist landen, kann nur ein Politiker haben, der auch vorwiegend praktische Fähigkeiten besitzt *g*
Links zu diesem Thema:
Auslaufmodell Hauptschule – schlechte Berufschancen für Hauptschüler
Siegfreid Schneider weist die Forderung nach Abschaffung zurück

Im Artikel „besser nicht sitzen bleiben“ auf bildungsklick.de kann ich mich schon wieder maßlos über das dumme Geschwätz uninformierter Elternvertreter aufregen:

Am Freitag gibt es das Jahreszeugnis, und in viel zu vielen steht „nicht versetzt“. Weil entgegen landläufiger Meinung das Sitzenbleiben so gut wie nie etwas nützt, rät der Bayerische Elternverband allen Schülern und ihren Eltern, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um das Sitzenbleiben doch noch zu verhindern. „Was nützt es dem Schüler, zehn Fächer, in denen seine Leistung ordentlich war, noch einmal ein ganzes Jahr lang durchzukauen, nur weil er in Geschichte und Englisch Lücken hat?“, sagt Isabell Zacharias, die Landesvorsitzende des Bayerischen Elternverbands

Ja und genau deswegen gibt es das Vorrücken auf Probe in der Schulordnung. Wenn man erwarten kann, dass der Schüler es im nächsten Jahr schafft, seine Lücken zu schließen, dann kann er vorrücken und bis Dezember zeigen, dass er genug Kenntnisse hat, um weiter in dieser Klasse zu bleiben. Gerade das oben zitierte Beispiel ist so ein typischer Fall, wegen dem seit der Einführung dieses Paragraphen keiner mehr durchfällt. Im nächsten Jahr muss man halt in den Lernfächern dann mal was lernen, seine Lücken schließen und schon ist alles gut.

Eltern, die mit dem Zeugnis unzufrieden sind, können sich noch bis zum Ende der ersten Ferienwoche an Lehrer, Beratungslehrer und Schulleiter ihrer Schule wenden oder an die Schulberatung ihres Regierungsbezirks.

Noch besser wäre es, wenn sich Eltern weit vor dem Zeugnis an Lehrer ihrer Kinder wenden würden, um darüber zu sprechen, wie man Noten verbessern kann. Ich meine damit nicht die typische Frage, ob man da mit einem Referat noch was machen kann, sondern eine ehrliche Fehleranalyse. Oft liegts beispielsweise ja daran, dass man eben ohne Vokabeln in der Fremdsprache nicht weit kommt. Da muss man dann gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, den Schüler im Vokabellernen zu fördern.
Gerade an unserer Schule verstehe ich das wirklich nicht, wo man in den regelmäßig zu unterschreibenden Notenblättern ja alle Einzelnoten sehen kann, dass man dann erst im Juli ankommt. Bei anderen Schulen ohne Notenblätter weiß man es ja meist spätestens mit den Maiwarnungen, wenn man schon nicht mit seinem Kind über die Schule spricht. Leider ist der Trend zu reiner Notenhuberei im Abschlusszeugnis immer noch ungebrochen. Egal, ob das Kind was kann, hauptsache die Noten passen. Glücklicherweise sind die guten Eltern, die wollen dass ihre Kinder auch was lernen und sich mit den Kindern auch über Schule unterhalten, immer noch in der Mehrzahl.