„Schule ist die große Gleichmacherin“ ist der Titel für ein Interview mit dem Erziehungswissenschaftler Jürgen Baumert in Die Zeit.
Die Leistungskurven der Kinder aus unterschiedlichen Sozialschichten verliefen während der Schulzeit parallel. Erst in den Ferien, wenn die Kinder nur dem Einfluss der Familie und Nachbarschaft ausgesetzt waren, gingen sie auseinander. Eine Untersuchung, die wir kürzlich in Berlin durchgeführt haben, belegt diesen Sommerlocheffekt auch für die kurzen deutschen Ferien: Kinder aus sozial benachteiligten Schichten und Zuwanderer lernen in dieser Zeit weniger dazu als Schulkameraden aus begüterten Schichten.
Keine Frage, es gibt eine vom Schulsystem produzierte Ungerechtigkeit, und in Deutschland ist sie besonders hoch. Aber auch in anderen Ländern wird man seine Familie nicht los. Selbst im egalitären Schweden trennen sich nach der neunjährigen Grundschule die Bildungswege der Sozialschichten. Die eigentliche Frage ist, ob die sozialen Unterschiede kleiner werden, wenn die Trennung später erfolgt.
Viele Befunde sprechen dafür. Je früher differenziert wird, desto unklarer sind die Prognosen, desto größer ist der Einfluss der Eltern bei der Übergangsentscheidung und desto länger wirken die unterschiedlichen Milieus, die sich in den Schulformen herausbilden.
Für mich klingt das ja fast wie ein Plädoyer für die Abschaffung der Ferien für Kinder aus bildungsfremdem Eltenhaus. 😉
Aus meiner Sicht wird die Reformdebatte immer zu sehr darauf verengt, dass in Deutschland die Abiturienten nicht gleichmäßig aus allen Schichten kommen und man das ändern kann, indem man die Einheitsschule einführt. Debei verbessern sich dadurch nur die Quoten, aber es gibt immer noch deutliche Unterschiede. Besonders viel würde man vermutlich mit vernünfigter Frühförderung und besseren Eltern erreichen. Ist nur noch die Frage, wie man die Eltern dazu kriegt, mit ihren Kindern dort teilzunehmen. Gratis in den Kindergarten wäre ja immerhin schon mal ein Anfang.