Gerade findet man wieder in den Zeitungen Artikel über den Lehrermangel und die verschiedenen Lösungsansätze:

  • Abwerben von Lehrern aus anderen Bundesländern. Das löst aus meiner Sicht kein Mangelproblem. Es verschiebt den Mangel nur. Je nachdem ob man für oder gegen diesen Wettbewerb ist, findet man es richtig oder falsch, dass die Lehrer ausuchen, wo und zu welchen Bedingungen sie arbeiten.
  • Steigern der Unterrichtsverpflichtung. Aus meiner Sicht kontraproduktiv. Kurzfristig brauche ich weniger Personal, aber Verschlechterung der Arbeitsbedingungen steigert nicht gerade die Attraktivität für diesen Beruf.
  • Aushilfe stundenweise durch Fachleute aus der Wirtschaft, 1-Euro-Jobber usw. Aus meiner Sicht sinnlos. Man kann mit externen Experten die Motivation oder das Interesse durch den Praxisbezug zeitweise erhöhen und mit ungelernten Aushilfen vielleicht noch die Aufsicht sicherstellen, aber sonst passiert da doch eher kaum nachhaltige Bildung. So einfach ist es eben doch nicht, Kindern langfristig etwas beizubringen.
  • Öffnen der Lehrertätigkeit für Quereinsteiger. Aus meiner Sicht die beste Alternative, aber schlecht durchgeführt. Wenn ich aus einem guten Fachmann einen guten Lernbegleiter machen will, muss ich ihn am Anfang richtig unterstützen. Begleitende Fortbildung und verringerte Unterrichtsverpflichtung am Anfang. Man kann die Begleitung auch durch gute Kollegen machen lassen, aber die müssen dann auch angemessen Zeit dafür bekommen. In jeder anständigen Firma wird man schließlich auch eingearbeitet, wenn man später weitestgehend selbstständig arbeiten soll. Zudem muss es eine Zukunftsperspektive geben, nach einiger Zeit wie ein normaler Lehrer behandelt und bezahlt zu werden. Leider gilt derzeit Berufserfahrung im Lehrerberuf hier nicht. Wer kein Staatsexamen nachmacht, bleibt immer „Hilfslehrer“. So frustriert man auf Dauer die guten, engagierten Quereinsteiger.

Egal wie: Man braucht mehr geeignete Lehrer. Die Eignung muss man wohl während der Arbeit ermitteln. Das gilt selbst für Lehrer mit zweitm Staatsexamen. Befristete Verträge für die erste Zeit sind in anderen Bereichen üblich, warum nicht auch hier.
Wenn man keine geeigneten Kräfte findet, sollte man überlegen, den Unterricht zu kürzen. Manchmal ist gekürzter Unterricht aus meiner Sicht weniger schlimm als schlechter Unterricht. Dabei wird wenigstens kein Schüler verprellt, Fehlvorstellungen vermittelt oder die Arbeitsmoral versaut.

Via Teachersnews bin ich gerade vorher auf einen interessanten Ansatz für Computernutzung in der Schule gestoßen:
Die Fachhhochschule Nordwestschweiz bietet über die Webseiten der Beratungsstelle für digitale Medien und Unterricht einen sogenannten Lernstick an.
Ein Lernstick ist ein USB-Stick, der mit einem Betriebssystem und Software bespielt ist. Damit ist ein Start vom Stick auf einem handelsüblichen Computer möglich bei dem keine Software und kein Betriebsstystem installiert sein muss, der eigentlich nicht mal eine Festplatte braucht.
Wo sehe ich die Vorteile?

  • Für die Schule reicht ein günstiger PC mit Netzanschluss
  • Die Schulcomputer benötigen keine Software und damit keine Administration
  • Alle enthaltenen Programme sind Freeware, die man dann nicht für jeden Schüler kaufen muss
  • Die Schüler können auf ihrem Stick die Oberflächen und Voreinstellungen der Programme individuell einrichten
  • Die Nutzer verwenden immer die gleiche Programmversion
  • Die Daten sind immer dabei, wenn man arbeitet, weil sie auch auf dem Stick gespeichert sind

Ich muss mir das mal genauer ansehen und so ein Teil einrichten. Das Image und eine Anleitung gibts ja direkt zum Download. Jetzt muss ich mir nur einen größeren Memorystick besorgen.

Immer wieder wird gefordert, dass man die Hauptschule abschaffen soll, weil man ala Hauptschüler sowieso keine Chance auf einen Ausbildungsplatz hat und sich an dieser Schule sowieso nur alle Problemfälle treffen…

Ich sehe diese Entwicklung sehr problematisch. Wenn man ein außen gegliedertes Schulwesen beibehält, dann muss es auch eine Schule für Schüler mit vorwiegend praktischen Fähigkeiten geben, die auf das Berufsleben vorbereitet. Mit der Einführung der neuen IIIa/b Zweige an der Realschule im Zuge der R6 in Bayern hat man den Kunst-/Werken- Zweig fast abgschafft, den vorher SchülerInnen wählen konnten, die eher praktisch als sprachlich-mathematisch begabt sind. Solange man den IIIb Zweig mit Kunst/Werken nur noch anbieten kann, wenn man auch den IIIa Zweig mit Französisch anbietet, wird es diesen Zweig nur an großen Schulen geben können. An kleinen Schulen müsste man sonst zu kleine Klassen bilden und das darf man nicht (Für alle, die es nicht wissen: Es gibt eine Formel, nach der die Schule Lehrerstunden zum Verteilen zugeteilt bekommt. Dabei kommt etwa heraus, dass man eine Stunde Unterricht je Schüler bekommt. Für 30 Stunden Unterricht pro Woche in einer Klasse braucht man also etwa 30 Schüler, die diesen besuchen).
Wenn man also die Hauptschule abschafft, dann muss man Alternativen anbieten können. Die Hoffnung, dass sich die Probleme der Lernverweigerer, Schulschwänzer und sonstiger Problemfälle einfach lösen, wenn man die Hauptschule abschafft, an der diese meist landen, kann nur ein Politiker haben, der auch vorwiegend praktische Fähigkeiten besitzt *g*
Links zu diesem Thema:
Auslaufmodell Hauptschule – schlechte Berufschancen für Hauptschüler
Siegfreid Schneider weist die Forderung nach Abschaffung zurück

Heute lese ich in der Süddeutschen einen diesen Artikel über eine schwedische Doku-Soap, die dort wohl derzeit immer noch für hitzige Debatten sorgt:

Die Doku-Soap des öffentlich-rechtlichen Kanals SVT löste landesweite Debatten über die Bildungspolitik aus, ein Thema, das derzeit in Schweden ohnehin sehr aktuell ist. Die Idee war so simpel wie umstritten: Für ein Halbjahr sollten acht preisgekrönte Pädagogen aus ganz Schweden die alten Lehrer der 9A ablösen und die Klasse zu einer der besten des Landes trimmen.

Damit wurde dann mal wieder gezeigt, was man schon lange in anderen Studien gezeigt hat: Die Quailtät des Unterrichts und auch ein wesentlicher Teil des Lernerfolges hängen von der Qualität des Lehrers ab. Diesmal haben es aber viele Leute im TV gesehen. Die wichtigste Frage, die aber noch nicht geklärt ist, woher man auf einmal die vielen Top-Lehrer nehmen will, um alle Schüler so zu fördern. Außerdem ist bestimmt auch ein Teil des Erfolgs auf die „neue Besen kehren gut Effekte“ und die TV-Präsenz zurückzuführen. Welcher Schüler will sich schon landesweit als nicht-förderfähiger Trottel im TV zeigen?
Auch wenn ich kein Freund dieser Doku-Soaps bin, hat man hier immerhin Mut bewiesen und das wahre Schulleben gezeigt. Noch mehr Mut haben allerdings die „durchschnittlichen“ Lehrer bewiesen, die bei dem Experiment wohl im Vergleich schlecht dastehen.
Wenn diese Serie aber jetzt auch für die Bildung aller schwedischen Kinder was bringen soll, dann muss man nun überlegen, wie man in Zukunft ohne Serie solche Erfolge erreichen kann. Sonst war es mal wieder billige Unterhaltung.

Schön zu den Reaktionen des Bildungsberichts finde ich diesen Kommentar in Die Zeit:

Richtig ist, dass Deutschland ein Bildungsproblem hat: zu viele Schulabbrecher, zu wenig Chancen für Einwandererkinder, zu wenig Studenten. Daran haben dieser Tage Wissenschaftler in einem „Nationalen Bildungsbericht“ erinnert. Richtig ist aber leider auch, dass erschreckend einfältig darüber diskutiert wird.  

Viele Zeitungen haben in den vergangenen Tagen daraus fälschlicherweise ein „ungelöstes Hauptschulproblem“ gemacht. Und die Lehrergewerkschaft GEW fordert ebenso wie die Grünen einmal mehr die Abschaffung der Hauptschule. Nun muss man aber wissen, dass es ein Unterschied ist, ob jemand die Hauptschule besucht oder ob er einen Hauptschulabschluss macht. In Nordrhein-Westfalen etwa wird fast jeder zweite Hauptschulabschluss an einer Gesamtschule abgelegt

So wie ich sehr häufig empfinde: Die GEW vertritt meine Meinung als Lehrer überhaupt nicht und dreht sich die Aussagen von Studien -notfalls mit Zitaten ohne Zusammenhang- so hin, dass die Fakten zu der vertretenen Meinung passen.Nett finde ich auch in dem Zusammenhang, dass sich so viele Bundespolitiker zu Wort melden, ohne zu erwähnen, dass sie leider in der Bildungspolitik dank Länderhoheit nicht viel mitzubestimmen haben.  Vielleicht sollten auch die (Möchtegern)Schulreformer den Artikel über den Zusammenhang Herkunft – Bildungsweg aus Die Zeit vom Januar nehmen:

Selten hat mich das Ergebnis meiner Forschungen so überrascht und enttäuscht wie diesmal: Die Gesamtschule schafft unterm Strich nicht mehr Bildungsgerechtigkeit als die Schulen des gegliederten Schulsystems – entgegen ihrem Anspruch und entgegen den Hoffnungen vieler Schulreformer, denen ich mich verbunden fühle. Die soziale Herkunft, so die bittere Erkenntnis der neuen Studie, entscheidet hierzulande noch langfristiger über den Bildungserfolg der Kinder als bislang angenommen

Nach dem Vorschlag der GEW hat nun auch der bayerische Kultusminister Schneider an die Lehrer appelliert, dass man keine Prüfungen nach Deutschlandspielen ansetzen soll. Schließlich müssen die armen Kinder ja sonst unausgeschlafen eine Prüfung schreiben. Sind ja bald Wahlen, da kann ein bisschen positive Darstellung gegenüber Eltern net schaden. 
Blöd für die Hauptschullehrer, dass sie wegen der Gerechtigkeit dann wohl besser auch keine Prüfungen nach Spielen mit griechischer, italienischer, türkischer… Beteiligung ansetzen sollten. Dumm auch für die Realschüler, die während der EM Abschlussprüfungen schreiben müssen. Dumm auch, dass sich die Prüfungen dann an den anderen Tagen zusammenballen…, aber hauptsache mal wieder eine schülernahe Schlagzeile. 
Apropos: Während der Eishockey-WM, der Handball WM, Fußball WM, Sommerolympiade, Winterolympiade… sollte man auch so eine Empfehlung aussprechen. Vielleicht  gibt man bis zur 7. Klasse auch gleich bis zur großen Pause frei zum Ausschlafen…
Ich halte es für ein weiteres falsches Signal in die Richtung, dass die Schule Rücksicht auf die Freizeitgestaltung nehmen soll, weil der Event einfach wichtiger ist als Unterricht.

Via Teachersnews.net bin ich heute auf einen Artikel im Archiv der ZEIT aufmerksam geworden: Verschleierte Mißstände:

Die Berechnungen gehen davon aus, daß jeder Lehrer im Mittel 30 bis 33 Kinder in einer Klasse betreuen könne. Diese Prämisse ist nicht gerade anspruchsvoll, wenn wir uns daran erinnern, daß zum Beispiel in der Sowjetunion für 17 und in Schweden für 24 Kinder ein Lehrer bereitsteht.

Über TeachersNews habe ich gerade einen Artikel von der GEW gelesen. In dem Artikel wird gefordert, dass (wieder) mehr Verwaltungspersonal die Verwaltungsaufgaben erledigt, um den Schulleitern mehr Zeit für die Leitungsaufgaben und Schulentwicklung zu geben. Als Beispiel wird die Eingabe von Statistikdaten angegeben.
Ich würde noch einen Schritt weiter gehen. Auch die Lehrer machen aus meiner Sicht zu viel Arbeit, die auch eine Sekretärin erledigen könnte. Entschuldigungen bei Fehltagen zu verwalten usw… Hier wird eine vergleichsweise teure Arbeitskraft von ihrer eigentlichen (pädagogischen) Arbeit abgehalten.

Heute habe ich via teachersnews.net diese beiden Artikel entdeckt:
„Warum Finnlands Schüler die Allerbesten sind“ bei Welt online und „Was macht erfolgreichen Unterricht aus?“ im Mindener Tagblatt.
Der Welt-Artikel berichtet von einer Studie, die gezeigt hat, dass der Bildungserfolg der Schulen von den Leistungen der Lehrer abhängt und kaum von der Schulorganisation (Tages-/Halbtagesschule, gegliedert oder Einheitsschule). Kaum überraschend und nicht neu. Für Deutschland vielleicht ungewöhnlich zu lesen, dass es auch an den Lehrern liegt, wenn es läuft, denn hier sind immer die Lehrer schuld, wenn es net läuft. Leider fehlen hier die Tipps, wo man die guten Lehrer auf die Schnelle herbekommt. Eigentlich müssten gute Ausbilder dann ja auch lauter gute Lehrer ausbilden bzw. fortbilden können…
Im Mindener Tagblatt erklärt ein Psychologe, was guten Unterricht ausmacht bzw. wie man Unterricht verbessern könnte. Auch hier wenig Neuigkeiten, aber eine gute Zusammenfassung der Erkenntnisse, die man schon einmal wo gelesen hat.

Wieder einmal gibt es Aufregung über die geplante Veränderung des dreigleidrigen Schulsystems. Über die geplante Einführung der Realschule plus im Bundesland Rheinland-Pfalz hat das Blog schwellenpädagogik ein Dossier der wichtigesten Meldungen zusammengestellt.
Auf mich wirkt der Versuch, die Probleme an den Hauptschulen durch eine Abschaffung dieses Schultyps zu lösen – auch wenn sie mit der Zusammelegung mit der Realschule passiert – so als wollte ich Arbeitslosigkeit beseitigen, indem ich die Agentur für Arbeit abschaffe. Auch wenn noch keine konkreten Pläne für die geplante Realschule plus öffentlich sind, gehe ich doch davon aus, dass man die Problemfälle auch nur an einem neuen Schultyp beschult, aber auch keine wirksamen(!) besonderen Fördermaßnahmen vorsieht. Damit werden die Probleme aber auch nicht gelöst, sondern nur verlagert und vielleicht neue geschaffen, indem Eltern dann noch mehr versuchen, ihre Kinder um jeden Preis am Gymnasium unterzubringen.