Das war zumindest der erste Satz, der mir eingefallen ist, als ich via teachersnews auf den Artikel Landeselternbeirat fordert besser Ausbildung der Lehrer in den Stuttgarter Nachrichten gekommen bin.
Die Lehrer dürften Hausaufgaben, Erziehungsprobleme und andere unbequemen Angelegenheiten nicht länger auf die Eltern abwälzen, forderte Staab. Â
Leider muss ich hier der Frau Staab widersprechen. Derzeit ist es so, dass eher die Eltern die unangenehmen Dinge auf die Schule und damit auf die Lehrer abwälzen. Wir haben in jeder Klasse mehrere Kinder sitzen
- die wenig soziale Kompetenz mitbringen, weil sie den Umgang mit anderen nicht vor der Schulzeit gelernt haben
- die kein Gefühl dafür haben, dass sie einmal nicht im Mittelpunkt stehen können, weil daheim alles nach ihrem Kopf läuft und sie Prinz/Prinzessin sind
- die erst bei uns lernen, dass es Regeln für ein einfacheres Miteinander gibt, für deren Überschreitung man mit Konsequenzen rechnen muss, weil die eigene Freiheit da endet, wo man die Freiheit eines anderen einschränkt
- für die immer andere schuld sind, weil sie nicht wissen, dass man für eigene Verfehlungen selbst den Kopf hinhalten muss
- die nie gelernt haben, dass man sich Belohnung verdienen und Erfolg erarbeiten muss
Gerade bei den von Frau Staab angeführten gebildeten und finanzkräftigen Eltern gibt es da durchaus einige, die ihr „unerzogenes“ Kind bei uns an der Schule abgeben und erwarten, dass mit dem Abschluss ein selbstständig denkender, sozial Kompetenter Jugendlicher wieder abgeholt werden kann.
Kritik übte sie auch an den Vergleichsarbeiten. Diese erhöhten den Druck auf Kinder und Lehrer, würden aber ihrer eigentlichen Aufgabe nicht gerecht. „Am liebsten würde ich sie abschaffen“, sagte Staab. Â
Ich weiß leider nicht genau, wie das im Nachbarbundesland läuft, aber ich persönlich finde gerade zentral gestellte Aufgaben interessant, weil ein schlechter Lehrer dann eben nicht mit einfachen Prüfungen seine schlechten Unterrichtsleistungen verstecken kann. Der Druck auf die Kinder dürfte damit auch kaum größer sein als mit einer Prüfung durch einen guten Lehrer, der es ja auch net nötig hat, genau die Aufgaben der selbst gestellten Prüfung vorher so oft zu üben bis es garantiert die meisten schaffen.Glücklicherweise gibt es aus meiner Sicht mehr gute als schlechte Lehrer und mehr gute als schlechte Eltern. Die meisten KollegInnen machen ihre Arbeit mit Sorgfalt und die meisten Eltern nehmen ihren Erziehungsauftrag auch ernst. Leider fallen die schlechten Beispiele immer mehr auf. Von den vielen guten und erfolgreichen Lehrer-Eltern-Gesprächen kenne ich nach einiger Zeit nur noch grob den Inhalt, aber die Sätze „Mein Kind ist es nicht gewohnt, sich an Regeln halten zu müssen“ einer Siebtklässlermutter oder „Ich kann tagsüber nicht zum Gespräch in die Schule kommen, ich habe ein Geschäft“ einer Mutter, deren Kind wegen immer massiver werdenden Schulproblemen kurz vor dem Ende der Schulkarriere stand, werden für immer in mein Gehirn eingebrannt sein.