Die verlorene soziale Stimme bei Jugendlichen

Heute habe ich in  Die Zeit ein Interview mit dem Kinder- und Jugendpsychologen Wolfgang Bergmann gelesen. Im Artikel „Die verlorene soziale Stimme“ beschreibt er dort im Interview auch eine Situation, die wir als Lehrer leider auch aus dem Schulalltag kennen:

„Eigentlich bildet sich die Identität so: Ich interessiere mich für den anderen, weil er mich widerspiegelt. „Ich bin, weil du bist“ – das ist ein, wie ich finde, kluges Sprichwort. Umgekehrt hat das auch funktioniert: Wenn ich einem anderen Schmerz zufüge, fühle ich selbst welchen. Das ist heute nicht mehr so. Statt dessen geht es um die Selbstidolisierung. Rücksicht auf andere Menschen hat dabei keinen Platz mehr. Viele Kinder und Jugendliche sehen den Schmerz oder das Leid anderer nicht. Man nimmt den anderen nur noch verschwommen wahr.“

Eine bessere Beschreibung des Zustandes mancher Kinder habe ich noch nicht erlebt, die keinerlei Schuldbewusstsein zeigen, wenn sie jemanden etwas angetan haben. Im kleinen Rahmen ist es eine Verletzung, die man in der Schule in Kauf nimmt, im Großen eben ein Todesfall, weil man Holzklötze von Autobahnbrücken wirft oder Leute ersticht, die sich über das Verhalten in der S-Bahn beschwert haben.