Nein, nicht dass ich mich hier abwertend über meinen Chef äußern wollte, aber der Artikel „Chefs sind Affen im Anzug“ in der Süddeutschen Zeitung war natürlich eine prima Steilvorlage für den Biolehrer. In diesem Artikel beschreibt der Biologe Patrick van Veen, warum er Kurse für Führungskräfte im Zoo abhält und diese dabei Affen beobachten lässt.
Jahrelang hat er bei einer niederländischen Versicherungsfirma als Projektleiter gearbeitet. Je länger er dort war, desto mehr stellte er fest: „Das Verhalten der Chefs war nahezu identisch mit dem von Alpha-Affen.“ Auch der Umgang der Kollegen untereinander kam ihm vor wie in einer Affenhorde: Streit wegen Kleinigkeiten, ständiger Konkurrenzkampf, Manipulation, aber auch die Bildung von Koalitionen, um gemeinsam Dinge durchzusetzen.
Eigentlich sollte man jedem Schulleiter so einen Kurs als Fortbildung empfehlen. Wenn ich sowas lese, dann fühle ich mich als Lehrer mit guten Biologiekenntnissen nur bestätigt:
Affen beobachten – das klingt banal. Aber schon nach der ersten Übung in der Schimpansenhalle ist den Teilnehmern klar: Objektives Beobachten ist gar nicht so einfach. Die meisten interpretieren eher als zu beobachten. Vorurteile sind schnell zur Hand. „Wer Verhalten verstehen will, muss es zuerst wahrnehmen“, sagt van Veen. Und sich danach Zeit nehmen für eine Analyse. Genau das sollen die Führungskräfte lernen.
Vielleicht würde es ja für die Lehrerbeurteilungen helfen, die Schulleiter immer wieder durchführen müssen. Auch als Lehrer wäre eine Schulung oder Auffrischung der objektiven Beobachtungsgabe sicher wünschenswert, wenn wir ständig Schüler beurteilen sollen.
Ich freue mich dann schon auf unser nächstes Treffen zum Lausen Mitarbeitergespräch, wenn die neue Unterrichtsbesuchsrunde abgeschlossen ist.