Gedanken zum 1. Mai

Heute ist traditionell der Tag der Arbeitnehmer und Gewerkschaften. Leider haben wir als Lehrer keine wirkliche Arbeitnehmervertretung. Weder die ensprechenden Lehrerverbände, noch die GEW besitzen eine vergleichbare Durchsetzungskraft wie die IG-Metall, die gerade um 6,5% mehr Lohn feilscht oder früher einmal die 35-Stundenwoche durchgesetzt hat…
In der Öffentlichkeit gelten wir immer noch als faule Säcke mit einem gemütlichen Halbtagsjob, der obendrein noch krisensicher ist. Gerade mit der Sicherheit unserer Arbeitsplätze wird immer wieder begründet, dass wir weniger Lohn/Gehalt bekommen als Leute bei vergleichbarer Ausbildung in der freien Wirtschaft und dass es zumutbar ist, dass wir auch sonstige Einschränkungen hinnehmen müssen. Das beste Beispiel ist unbezahlte Arbeitszeiterhöhung in jüngster Zeit (und damit meine ich nicht nur die Erhöhung der Unterrichtsstunden, sondern auch die Abschaffung von Ermäßigungsstunden für manche Aufgaben im großen Stil) oder die Abschaffung der Absetzbarkeit der häuslichen Arbeitszimmer. Wenn man schon erwartet, dass wir daheim mit unseren Materialien in von uns bezahltem Wohnraum den Unterricht vor- und nachbereiten, dann sollte man das wenigstens bei der Steuer berücksichtigen und nicht Steuerminimierer hingestellt werden.
Aber solange ein Großteil der Kollegen noch verbeamtet sind und damit kein Lehrerstreik droht und solange unser Ansehen in der Öffentlichkeit weiterhin im Keller ist, wird sich an all diesen Problemen unseres Berufs wenig ändern. Solange können wir uns nur daran freuen, dass wir wenigstens einen Teil unserer -entgegen allen Vorurteilen- umfangreichen Arbeitszeit frei einteilen können und wir immer wieder Menschen begegnen, die unsere Arbeit anerkennen. Ich freue mich schon wieder darauf, bald die Abschlusszeugnisse an „meine“ Zehntklässler zu überreichen. Für diesen Moment, für die Erfolgserlebnisse beim Vermitteln von Fachkenntnissen und für die ehrliche Dankbarkeit von Schülern und Eltern, die man doch gelegentlich erfährt, macht man schließlich die Arbeit und nicht für das Geld. Das Geld brauche ich nicht für mein Ego, aber eben zum Leben. Da könnte mehr nicht schaden oder aber mehr Zeit für Frau, Kind und Hobbys.