Über Schwellenpädagogik bin ich auf diese Pressemitteilung zur 319 KMK-Sitzung aufmerksam geworden. Ein Tagesordnungspunkt lautet: Standards für die Abiturprüfung

Im Gegensatz zu manchen Kollegen halte ich eine einheitliche Prüfung für alle Bundesländer für unpraktikabel solange man die Ferienordnung nicht vereinheitlichen will. Ich denke, dass es auch reichen würde, wenn jedes Bundesland zentrale Prüfungen stellt, die auf einheitlichen Standards für Lehrplaninhalte und Prüfungsinhalte aufgebaut sind. So habe ich das ja bereits in meinem Beitrag „bundeseinheitliches Abitur – Sommerloch? geschrieben.
Dass die Prüfungen für einen gleichwertigen Abschluss an verschiedenen Schularten gleich sein sollen, ist meiner Meinung nach ein Muss, wenn man diese Abschlüsse als gleichwertig verkaufen will.

Der Sprecher des VBE Landesverbands Baden-Württemberg hat in dieser Erklärung mit dem folgenden Zitat aus meiner Sicht eine wichtige Frage auf den Punkt gebracht: „Wenn jetzt wieder einmal diskutiert wird, dass die von manchen als zu viel empfundenen Schulferien berufstätige Eltern und Alleinerziehende wegen der unsicheren Betreuung ihrer Kinder in Bedrängnis bringen, darf man dabei nicht ganz aus den Augen verlieren, dass nicht nur nach dem Grundgesetz und der Landesverfassung die Erziehung der Kinder – und damit auch deren Betreuung – zunächst einmal das Recht und die Pflicht der Eltern ist“

Im Artikel Jetzt wird’s aber mal Zeit in der Süddeutschen Zeitung schlägt Klaus Hurrelmann einmal mehr vor, die Schultypen zusammenzulegen.
„Aus den Pisa-Studien lässt sich zwar nicht ablesen, ob ein gegliedertes oder ein integriertes Schulsystem für die Leistungen besser ist. Bei der sozialen Gerechtigkeit sieht das aber anders aus. In Deutschland ist der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Leistung ungewöhnlich stark. Die Aufgliederung in viele Schulformen lässt vor allem an Hauptschulen problematische Lernmilieus entstehen.
Die Schülerschaft regt sich nicht mehr gegenseitig an, sondern zieht sich in der Motivation kollektiv hinunter; so kommt es zur strukturellen Benachteiligung großer Gruppen von Jugendlichen. Nicht nur Pisa hat dies gezeigt, sondern auch die jüngste Shell-Jugendstudie.“

Das ist bisher ja wirklich nichts Neues, aber interessant sind die Forderungen, die sich für ihn daraus ergeben:
„Hauptschulen, Realschulen und Gesamtschulen, so der Vorschlag, werden zu einer einheitlichen Schulform zusammengefasst, erhalten in allen Bundesländern einen identischen Namen (zum Beispiel Fachgymnasium oder Sekundarschule) und entwickeln ein eigenes, auf Interdisziplinarität und Projektarbeit, Lebenswelt- und Praxisbezug ausgerichtetes pädagogisches Konzept.“
Im Gegensatz zum Hamburger Konzept der Zweigleisigkeit, das ich in diesem Blog unter Hamburgs Zweiklassen-Schullandschaft bereits kommentiert habe, weist er aber gleich darauf hin, dass eine solche Reform mehr als nur die Zusammenlegung der Schulen/Klassen bedeutet: „Eine Addition bisher getrennter Schulformen schafft nicht den ersehnten Neuanfang, reduziert noch nicht die Negativauslese der Schülerschaft. Sie führt in der Wahrnehmung von Eltern und Schülern auch nicht dazu, die neue Sekundarschule als gleichwertig oder sogar überlegen gegenüber dem Gymnasium einzuschätzen. Die neue Schulform braucht ein hervorragendes Lehrerkollegium mit einem stimmigen Schulkonzept.“

Aber genau da sehe ich die Probleme:
Woher nehme ich das hervorragende Lehrerkollegium in Zeiten der Lehrerknappheit?
Immerhin muss ich wohl auch wenigstens alle Stellen besetzen, noch besser wäre eine höhere Ausstattung mit Lehrern als bisher, um kleinere Klassen zu bilden. Für die individuelle Förderung braucht es mehr Personal pro Schule.
Wer erstellt ein stimmiges Schulkonzept?
Die Minsterien haben das bisher offensichtlich nicht geschafft, wenn man jetzt keines hat. Eltern wollen nur das Beste für ihre Kinder – dazu gehört aber für manche, dass man manche Kinder doch aussondern sollte… Lehrer und Lehrerverbände orientieren sich vor allem an „ihren“ bisherigen Schularten und Bildungsforscher haben -meiner Meinung nach- zu idealistische Vorstellungen von Schule und Schülern. Man braucht also eine gemischte Gruppe und die brauchen bestimmt Zeit, um sich zu einigen und hoffentlich dabei faule Kompromisse zu vermeiden.
Wer bezahlt das alles?
Eine Schule, die besser fördern soll und nur hervoragendes Personal haben soll, wird teurer als eine bisherige Schule. In einer Klasse mit 34 Schülern kann kein Lehrer individuell fördern. Die Bildung kleinerer Lerngruppen ist damit unumgänglich. Zudem muss es die Möglichkeit geben einzelne Kinder oder noch kleinere Fördergruppen mit Zusatzförderung zu betreuen. Hervorragendes Personal muss ich auch entsprechend bezahlen. Nicht dass die Bezahlung jetzt durchgängig schlecht wäre, aber an der Einheitsschule müsste ich dann nach Leistung bezahlen und nicht mehr den Hauptschullehrer einfach geringer als den Gymnasiallehrer…

Und damit fordere ich: Erarbeitet erst einmal das stimmige Konzept in groben Zügen, überlegt wo ihr die vielen guten Lehrer herbekommt und wie man das finanziert, ehe man hier wieder alles zerredet. Es wird nur mit einem radikalen Umbruch gehen, hier etwas zu verbessern, aber mit einem weiteren Schnellschuss wie dem G8 oder mit einem weiteren Gesamtschulsystem nach bisherigem Muster ist den Kindern nicht geholfen. Denn das hat PISA auch gezeigt. In Deutschland sind die Schüler in den Ländern mit gegeliedertem Schulsystem eher besser als die mit Gesamtschulen.

Unter dem Titel „Schluss mit der Langeweile“ gibts im Tagesspiegel einen Artikel darüber, dass in ganz Europa die Studienanfängerzahlen in den naturwissenschaftlichen Fächern sinken.
Als einen wichtigen Grund dafür sieht Dieter Lenzen (Erziehungswissenschaftler und Präsident der FU) eine „mentale Barriere der Kinder den Naturwissenschaften gegenüber“, die man durchbrechen müsse.
Eine EU-Expertenkommission mit seiner Beteiligung gibt dazu an: „Denn dem traditionellen Unterricht gelingt es kaum, naturwissenschaftliches Interesse zu wecken. Mehr noch: Er lässt die ’natürliche Neugier‘ der Kinder sogar erschlaffen, kann also geradezu einen ’negativen Einfluss auf die Einstellung gegenüber den Naturwissenschaften ausüben‘. Als Grund hierfür wird die häufig verwendete deduktive Vorgehensweise angeführt: Vorstellen eines Konzepts und Anwendung auf die Praxis. Intessanter finden die Kinder normalerweise den induktiven Ansatz: Problem aus der Praxis und selbst ein Konzept (durch Versuche) erarbeiten.
Vorgeschlagen wird das SINUS-Transfer Programm zu verwenden (Nachfolger des SINUS-Programms). Aus meiner Erfahrung mit dem SINUS-Programm kann ich dazu nur sagen, dass es sich lohnt, an einigen Stellen die Zeit zu investieren, die man benötigt, um hier Naturwissenschaft auf andere Weise zu vermitteln. Um Unterricht durchgängig so zu gestalten, fehlen aber Zeit, räumliche und personelle Voraussetzungen. Mit der induktiven Methode ist man langsamer, also schafft man nicht die ganzen Inhalte des Lehrplanes (wobei zwischen „habe ich unterichtet“ und „haben die Schüler gelernt“ ja bekanntlich ein großer Unterschied bestehen kann). Die Vorbereitung und Nachbearbeitung benötigt mehr Zeit, weil man verschiedene Materialien vorbereiten muss (z.B.: mehrere Versuchsanordnungen). Manche Räume sind ungeeignet, um mit einer Klasse zu experimentieren. Es ist nicht möglich alleine, eine Klasse mit mehr als 30 Schülern so zu beaufsichtigen, dass alle gefahrlos experimentieren können (man also bei Gefahr jederzeit eingreifen kann). Leider musste ich auch feststellen, dass Schüler höherer Klassen schon so weit durch die Schule verdorben sind, dass sie sich nicht mehr anstrengen wollen. Es ist dann bequemer der Deduktion zu folgen als selbst durch Überlegung mit Induktion zu einem Ergebnis zu finden. Wenn man also will, dass hier etwas anders wird, muss man nicht nur die Lehrer schulen, sondern auch die Rahmenbedingungen verbessern. Bis dahin bleibt es der Initiative der einzelnen Lehrer überlassen, ob sie ihren Unterricht anders gestalten. Sie haben damit immerhin mehr Arbeit, mehr Risiko falls etwas schief läuft und bekommen auch nicht mehr Anerkennung – sowas wie „ich danke allen Kollegen, die….“ in einer Konferenz zählt hier nicht.

Im Blog „Lehrerzimmer“ von Herrn Rau gibt es einen Artikel über die mangelnde Kostenerstattung bei schulischen Fahrten.
Die dort beschriebene Praxis kenne ich auch aus meiner Zeit am staatlichen Gymnasium. Man hat mir mal den Tipp gegeben, dass man die Fahrt vom Chef anordnen lassen soll, weil sie dann voll bezahlt wird. Ich konnte es aber nicht ausprobieren und jetzt hab ich das Problem nicht mehr. Mein (kirchlicher) Arbeitgeber übernimmt ohne Murren die Fahrtkosten, wenn man den Antrag einreicht. Ich habe bisher schon zwei Abschlussfahrten abgerechnet und immer die Kosten für Fahrt, Unterkunft mit Halbpension, Eintritte (also den Teilnehmerpreis) und das gekürzte (wegen Halbpension) Reisetagegeld bekommen – und das nicht wie früher beim Freistaat nach langer Wartezeit, sondern immer gleich mit der nächsten Gehaltszahlung. So geht auch.

Die zur Zeit in den Medien geführte Diskussion um ein bundeseinheitliches zentrales Abitur, das vor allem von Frau Schavan- Bundesbildungsministerium, Herrn Oettinger – Ministerpräsident von Baden-Württenberg und Herrn Schneider – Kultusminister in Bayern als sinnvolle Maßnahme zur Vergleichbarkeit der Abschlüsse gefordert wird, wirkt auf mich wie sonst die Sommerloch-Füllerei von Hinterbänklern.
Es finden sich einige Befürworter aber auch Gegner wie bei Rheinische Post – online nachzulesen.
Und auch wenn ich persönlich Roland Koch als Politiker sonst nicht sonderlich schätze, freue ich mich über seine klaren Worte gegen diesen meiner Meinung nach unsinnigen Vorschlag in der Frankfurter Rundschau.

Ich finde es zwar höchst bedauerlich, dass ein Schulabschluss in verschiedenen Bundeländern vermutlich verschieden schwer/leicht erreichbar ist, aber ich denke nicht, dass man deshalb ein Bundeszentralabitur bräuchte. Ich denke eher, dass man sich auf einheitliche Standards einigen muss, um dann in den Bundesländern vergleichbare Abschlussprüfungsanforderungen zu haben. So fordert es auch der Deutsche Philologenverband in seiner Pressererklärung zu diesem Thema.
Noch deutlicher wird Prof. Dr. Ullrich Herrmann in seinem Gastkommentar auf bildungsklick.de: „Wir brauchen Standards für Minister!“

Bundesbildungsministerin Anette Schavan hat in der Sonntagsausgabe des Tagesspiegel ein Interview gegeben.
Darin erklärte sie, dass es sinnvoll wäre, dass man sich auf bundesweite transparente Bildungsstandards einigen sollte. Damit wäre der Wechsel von Schülern und Lehrern über Ländergrenzen hinweg einfacher. Zudem wäre es dann möglich, von Schulbüchern eine Bundesausgabe statt verschiedener Länderausgaben anzubieten.
In der Tagessschau hat sie laut einem Artikel bei Bildungsklicke.de ihre Überlegungen dazu noch einmal bestätigt.
Der bayrische Elternverband begrüßt Schavans Blick über den Tellerrand.
Der Verband Bildung und Erziehung in Baden-Württenberg ist gegen „eine verordnete ‚Gleichschaltung‘ aller Schulen in Deutschland“ und fordert die Schulen mehr in ihrer Individualität zu stärken.

Was denkt ein einfacher Lehrer wie ich dazu?
Ich sehe im Föderalismus nicht grundsätzlich ein Problem, wenn man sich auf sinnvolle Grundsätze und Standards geeinigt hat. Schließlich führen verschiedene Wege zum gleichen Ziel.
Wenn man will, dass ein Wechsel für Lehrer leichter wird, müsste man nur die Staatsexamen jeweils voll anerkennen – vielleicht müsste man dazu auch die Mindestanforderungen an die Abschlüsse vereinheitlichen.
Wenn man meint, dass Schüler dann leichter wechseln können, übersieht man, dass viele Probleme auch durch die unterschiedlichen Ferienzeiten entstehen. Damit ist man verschieden weit im jeweiligen Schuljahr. Aber ich denke auch nicht, dass es aus verkehrstechnischen und wirtschaftlichen Gründen sinnvoll ist, wenn ganz Deutschland immer gleichzeitig Ferien hat…
Aus meiner Sicht spricht nichts gegen einheitliche Bundesausgaben bei Schulbüchern. Meist unterscheiden sich die Länderausgaben sowieso kaum. Man könnte durchaus auch Alternativen einbauen, wenn es nötig ist. Ich soll beispielsweise in Bio in der sechsten Klasse Ökosystem Wald oder Wiese behandeln. Da ist jetzt auch beides im Biobuch, sodass man jedes Jahr frei auswählen kann. Man muss nur beibehalten, dass man trotzdem aus verschiedenen Verlagen auswählen darf. Eigentlich müsste die Herstellung der Bücher dann auch billiger werden.

Nachtrag am 9. August:
In den letzten Tagen wurde nur darüber gestritten, ob es ein Eingriff in den Föderalismus ist, wenn man nur noch eine Bücherausgabe hat und völlig am Vorschlag vorbei geredet, dass es unzumutbar ist, wenn man nur noch ein Einheitsbuch für alle hat. Es war nie von Einheitsbuch die Rede, sondern nur von der Abschaffung der jeweiligen Länderausgaben zugunsten jeweils einer Bundesausgabe der heutigen Bücher.
Gegen die neue Diskussion um das Zentralabi und die Schulsamstage kommt dieses Thema aber nicht mehr an und ist damit wohl vom Tisch. Schade eigentlich, denn ich fände es gut, weil ich mir mehr Bücher von verschiedenen Verlagen verspreche, wenn man nur noch eine Ausgabe erstellen muss, die man bundesweit verkaufen kann.

Heute habe ich im BildungsBlog einen interessanten Artikel gelesen: PISA – Das vernichtende Zeugins des deutschen Bildungssystems
Abgesehen davon, dass meiner Meinung nach „vernichtendendes Zeugnis für deutsches Bildungssystem passender wäre, lese ich hier endlich einmal konkrete Zahlen und Fakten, wenn man mit anderen Ländern vergleicht.
„Vielleicht sollte man daher genau jetzt in Deutschland
Verbesserungsvorschläge ausarbeiten, statt wertvolle Zeit durch Formulieren irrationaler Gegenargumente zu verlieren?“ ist der Satz in dem Artikel, der mir am besten gefallen hat. Ich würde aber sagen: …ein sinnvolles Geamtkonzept ausarbeiten, statt nur Verbesserungsvoschläge. Von den sogenannten Verbesserungen durch blinden Aktionismus hatten wir schon genug im „Nach-PISA-Schock“. Dann lieber Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Lieber noch 2-5 Jahre weiterwuschteln und dann planvoll mit einem durchdachten Gesamtkonzept das Schulwesen ganz umgestalten als nächstes Jahr unausgegorene Konzepte umsetzen und dann die nächsten 10 Jahre nachbessern. Auf ein Jahr kommts meiner Meinung nach nicht an, aber darauf, dass man endlich anfängt an allen in Frage kommenden Stellen über Verbesserungen nachzudenken: Einheitliche Bildungsstandards für das ganze Land, Einheitsschule mit innerer Differenzierung (oder weiterhin gegliedertes Schulwesen mit verbesserten Übertrittsmöglichkeiten in beide Richtungen?), besseres Lehrpersonal durch bessere und praxistuaglichere Ausbildung, gezieltere Auswahl und verbesserte Arbeitsbedingungen, weiteres pädagogisches Personal wie Schulpsychologen und Erzieher in ausreichender Menge für individuelle Förderung/Betreuung, bessere technische Ausstattung der Schulen durch bessere Finanzierung….

„Lehrerberuf taugt nicht zur Notnagellösung!“ ist die Überschrift eines Artikels beim Verband Bildung und Erziehung zur Leipziger Erklärung. In dieser haben die Vertreter der DACH-Länder (Deutschland, Österreich, Schweiz) die Mindestanforderungen für eine Lehrerausbildung eingefordert.

Interessant finde ich allerdings auch folgende Passage:
„Da in den kommenden zehn Jahren mindestens jeder dritte Lehrer in Pension gehe, dürfe es weder zu einem gegenseitigen ‚Abkaufen’ von Lehrern in Mangelfächern noch zu einem gegenseitigen Ausspielen von Kolleginnen und Kollegen der Schweiz, Österreichs und Deutschlands kommen, heben die drei Vorsitzenden hervor.“
Ja warum denn nicht? Sonst soll doch auch immer alles der Markt richten. Meine bisherigen Arbeitgeber hat es ja auch nicht gestört, dass man von den vielen arbeitslosen Lehrern schon immer einen Dummen finden konnte, der eine befristeten Vertrag weit weg vom Heimatort ohne Urlaubs- und Weihnachtsgeld angenommen hat oder dass man Referendare nach dem Abschluss in die Arbeitslosigkeit (wegen Beamtenstatus auf Zeit ohne Arbeitslosengeld) entlässt. So konnte man sich die unbefristete Neueinstellung und viel Geld sparen.
Warum sollten in Zukunft nicht die Lehrer den Arbeitgeber mit den besten Angeboten wählen dürfen? Lasst euch was einfallen: Weniger Stunden, kleinere Klasssen, ein richtiger Arbeitsplatz in der Schule, ordentlich renovierte Schulgebäude, eine Sekretärin mehr (die dann statt Lehrern fürs Einsammeln irgendwelcher Zettel zuständig ist), … es gibt viele Möglichkeiten außer dem Gehalt, die eigene Schule attraktiver zu machen.
Aber da machen wir es in Deutschland ja lieber wieder so wie gerade in Baden-Württenberg, dass wir jetzt noch die Leute vergraulen, die gerade mit der Ausbildung fertig sind, obwohl wir sie mit Werbung für den Lehrberuf zu diesem Studium gebracht haben. In Bälde werden dann die Bewerber auch hier knapp sein und man jammert wieder, dass man keine Leute kriegt.
Vielleicht hat das Alles auch Methode, indem man dann fachfremde Leute billiger beschäftigen will…
Jeder Arbeitgeber kriegt das Personal, das er verdient. Wenn der Staat sich zukünftig damit zufrieden geben will, nur noch zweite Wahl zu kriegen, sollte man das auch ehrlich zugeben. Aber sollten uns unsere Kinder nicht mehr wert sein? Für alle Kinderlosen, die sich nicht persönlich betroffen fühlen: Es geht auch um eure Zukunft in Europa, denn die Wirtschaft und die Gesellschaft braucht gut ausgebildete Leute, wenn wir weiterhin Wohlstand haben wollen.

Gerade passend zum vorherigen Eintrag lese ich heute den Artikel (vom 22.06.07) Studie widerlegt Gerede vom „Selektionsdruck“ über eine Untersuchung bei Grundschülern in den Pressemitteilungen beim bpv.
Gut, denke ich mir, als Verband der Gymnasiallehrer musste der bpv schließlich für das gegeliederte Schulssystem sein. So erstaunt die folgende Passage natürlich nicht: „Die Studie bestätigt unsere eigenen Erfahrungen und Überzeugungen. Ein gegliedertes Schulsystem kann die Anforderungen an den Einzelnen am besten anpassen, ohne dass es zu Über- oder Unterforderung kommt. Das wirkt sich positiv auf die Motivation, Selbstwert und Zufriedenheit der Schüler aus“, erklärte Schmidt.
Wirklich erstaunt hat mich aber, dass diese Studie am Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung von einer Einrichtung stammt, die laut dem zitierten Artikel sonst eher gegen das gegliederte Schulwesen in der heutigen Form ist.

Damit halten wir also für heute fest, dass die Schüler bei uns mit der gegliederten Schule zufrieden sind. Das war bei den Finnen mit der Art Gesamtschule anders, wenn ich mich so an die Artikel erinnere, die ich gelesen habe. Dafür sind die Leistungen in Finnland bei PISA und die Abiturientenquoten höher. Vielleicht sind die Finnen ja unzufriedener, weil man dort mehr gefordert wird während man individuell gefördert wird. Und hier ist man zufrieden, weil man in einer homogeneren Gruppe leichter mitschwimmen kann…